Informativ, hilfreich und erklärend - ohne erhobenen Zeigefinger

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honeydew Avatar

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Das Buch „Mein Familienkompass“ hat mich schon sehr interessiert, als es als Neuerscheinung für August angekündigt war. Nora Imlau kenne ich als Autorin von diversen Elternmagazinen und –ratgebern. Sie schreibt sehr realitätsnah, ohne erhobenen Zeigefinger und weiß als Mutter von mehreren Kindern ( 3 oder 4, ich bin mir nicht sicher), wovon sie da spricht und dass nicht jeder Ratschlag im Alltag auch so einfach umzusetzen ist. Darum war ich auf ihr neues Buch besonders gespannt.
Sie beginnt damit, zu erklären, warum die aktuelle Eltern-Generation tickt wie sie tickt, warum der Druck so hoch und das schlechte Gewissen permanent groß ist. Obwohl man doch sein Bestes tut, hat man als Eltern in der heutigen Zeit immer das Gefühl, es reicht nicht. In diesem Buch möchte sie Hilfestellungen dafür geben, worauf es im Zusammenleben mit Kindern wirklich ankommt und wie man als Eltern die Bedürfnisse von allen, großen und kleinen Kindern und auch die eigenen, unter einen Hut bekommt. Jeder soll sich gut und liebenswert fühlen. Die Kinder, aber auch die Eltern.
Im ersten Kapitel geht es um Glaubenssätze. Die Autorin erklärt, was genau Glaubenssätze eigentlich sind, dass jeder eine Vielzahl davon in sich trägt und es sich lohnt, diese zu überprüfen. Ich mag besonders, dass sie mit ihrer Ausdrucksweise vermittelt, dass Glaubenssätze nicht per se etwas Schlechtes darstellen. Und man sie auch nicht ändern MUSS. Dass es aber lohnenswert sein kann, mal darüber nachzudenken. Mir gefallen auch ihre häufigen Beispiele aus dem Alltag, die aus dem theoretischen Wissen konkrete nachvollziehbare Situationen aus dem eigenen Leben machen. Weiterhin beschreibt sie, dass es gar nicht so einfach ist, Kindern bestimmte Werte zu vermitteln, die einem als Eltern wichtig sind. Denn zum einen hält man sich selbst oft nicht an diese Werte, zum anderen ist ein Kind kein Computer, den man programmieren kann. Ob sie die Werte annehmen oder nicht, ist nur teilweise erziehungsbedingt.
Eines der wenigen Dinge, die mir am Buch nicht gefallen haben: ich habe 2 Tippfehler in den ersten 20 Seiten entdeckt. Ist vielleicht etwas pingelig, aber dafür gibt es doch Lektorat und Korrektor, um eben diese Fehler nicht zu machen. Wenn einer dieser Fehler dann noch in der Widmung an den Sohn vorkommt, finde ich das einfach schade.
Ich würde dieses Buch gern komplett lesen, weil ich die ersten 40 Seiten sehr spannend fand. Der Teil mit dem Mäuseexperiment hat mich wahnsinnig beeindruckt, ich wusste nicht, dass Traumata sich im Erbgut manifestieren und bis zu 4 Generationen lang an die Kinder weitergegeben werden. Ich erhoffe mir vom Rest des Buches weitere Aha-Erlebnisse und Erkenntnisse für meinen Alltag mit meinen Kindern.