Der Kompass für's Familienleben

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jule81 Avatar

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Ein Kompass zeigt uns die Richtung an, in die wir gehen wollen und hilft uns dabei, nicht zu weit vom Weg abzukommen. Genau das tut dieses Buch auch!

Es geht darum, wie wir Eltern unsere Kinder unterstützen und begleiten können ohne sie zu bestrafen, zu unterdrücken oder unsere natürliche Machtposition anderweitig auszunutzen. Dieses Thema kenne ich schon aus einigen anderen Büchern, trotzdem beschreibt Nora Imlau mit vielen Beispielen sehr einprägsam, worum es geht und aus welcher anderen Perspektive man kindliches Verhalten betrachten kann.

Es geht aber auch um uns Eltern, denn auch wir sind Teil der Familie und müssen unsere eigenen Bedürfnisse ebenso beachten wie die der Kinder. Auch in diesem Part des Buches hatte ich viele Aha-Erlebnisse. Die Autorin beschreibt viele Gründe, warum wir uns oft so erschöpft fühlen und gibt Tipps, wie man gegensteuern kann. Oft untermauert sie das Ganze mit Hintergründen z.B. aus der Geschichte, gesellschaftlichen Entwicklungen, Reaktionen des Gehirns... Das hilft sehr dabei, zu verstehen, was dahinter steckt. 

All die vielen Infos und Tipps werden niemals von oben herab und mit Patentlösung geliefert, stattdessen gibt es Denkanstöße, um den eigenen, für die eigene Familie passenden Weg zu finden. Das hat mir besonders gefallen, denn man fühlt sich nie bevormundet oder gemaßregelt, sondern eher eingeladen, mal anders über die Situation oder das eigene Verhalten nachzudenken. 

Der Stil des Buches ist sehr präzise und gut lesbar. Für mich ist es eher ein Fließtext, den man von Anfang bis Ende liest, zum Nachschlagen ist das Buch nicht geeignet. Aber das würde auch keinen Sinn ergeben, schließlich geht es mehr um eine "Philosophie" als um die eine Lösung für Problem XY.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, ich habe viel daraus mitgenommen und musste immer wieder Pausen einlegen, um über das Gelesene nachzudenken und es für mich einzuordnen. Der einzige Mini-Kritikpunkt sind die Quellenangaben, die ich gerne als Verweis im Text gehabt hätte statt gesammelt am Ende. Aber das ist Geschmackssache und tut meiner Begeisterung keinen Abbruch. Von mir eine klare Leseempfehlung!