Schmöker zu reflektierter Elternschaft

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kalli Avatar

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Nora Imlau bietet mit ihrem neuen Buch einen angenehm zu lesenden Wälzer über reflektierte Elternschaft. Auf fast 400 Seiten erklärt sie zunächst, woher unsere althergebrachten Überzeugungen zu Familie und Erziehung wurzeln, was gewaltfreie Erziehung alles umfasst, und, wie bindungsorientierte Erziehung funktionieren kann.
Mich überzeugt besonders Imlaus Ansatz, die intuitiven Erziehungsmuster zu hinterfragen, indem sie deren autoritäre Geschichte beleuchtet. Hier wird deutlich, dass "hör auf deinen Bauch" nicht für alle Eltern der richtige Tipp ist. Dem hohen Anspruch an gewaltfreie Erziehung stellt sie gleichzeitig einen starken Kontrapunkt entgegen: sich als Eltern nicht zu überlasten, indem man auch im Privaten dem ständigen Perfektionismus nachgibt.
Mir hat die Lektüre trotz eingehender vorheriger Beschäftigung mit diesem Familienkonzept viele neue Denkanstöße gegeben. An mancher Stelle hätte der rote Faden noch deutlicher sein können, um weniger zum linearen Lesen, sondern zum Einlesen in bestimmte Fragen dienen zu können. Auch wäre an mancher Stelle sicher ein praxisorientierter Ansatz hilfreich gewesen ("Wie schlüssele ich unsere Glaubenssätze auf und ergründe, welche bleiben dürfen?"). So hingegen ist das Buch besonders geeignet, um sich in ruhigen Stunden ziemlich entspannt und locker-flockig durch die dicken Bretter der Familienfragen zu bohren.