Sehr interessant und lehrreich!

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tardisgirl Avatar

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Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, das Buch nicht zu mögen, aber ich muss jetzt doch zugeben: Ich bin tatsächlich positiv überrascht von diesem Buch. Zu viele Erziehungsratgeber sind stark auf eine Seite ausgerichtet: entweder das Kind ist ein Tyrann und egoistisches Wesen, das geformt werden muss, damit es sich in der Gesellschaft einfindet, oder andersherum: jedes Kind ist ein Engel und macht alles richtig und man muss es gewähren lassen.
Umso erfreulicher, dass dieser Ratgeber nicht nur eine gute Position dazwischen wählt, sondern auch durchaus berücksichtigt, dass der Weg dahin nicht von selbst kommt, sondern, dass auch Eltern durch andere geprägt werden (seien es Eltern, Verwandte oder einfach das Vorbild von anderen Eltern die man sieht) und das unbewusst mit einfließt. Denn auch wenn eine autoritäre Erziehung nicht immer angestrebt wird, verfallen viele doch oft in die alten Muster, die sie irgendwo vorgelebt bekommen (da berichtet sie auch recht anschaulich, wie ein Gorillaweibchen ihr Kind erst aufziehen konnte nachdem es andere Mütter beobachten konnte, da Menschen und Primaten der Brutpflegeinstinkt fehlt). Sie beschreibt die gewaltfreie Kommunikation, die aber dennoch Kritik und Grenzen beinhalten darf und soll und (auch ähnlich wie Jesper Juul), dass man sich eben auch nicht verstellen soll - wenn man wütend ist, und das Kind aber freudig anlächelt, lernt das Kind auch da nur falsche Zusammenhänge und wird es daher öfter probieren müssen, ob es jedes Mal so verläuft.
Als Journalistin (was eigentlich einer meiner ursprünglichen Kritikpunkte war, da sie eben keine Neurologin, Pädagogin oder ähnliches ist) gelingt ihr auch die umfassende Recherche um viele Bereiche abzudecken. Ob sich alles jederzeit umsetzen lässt, weiß ich nicht, aber ich glaube, dass es sich lohnt, es zu probieren.