Das WIE ist entscheidend
Mit der Veröffentlichung der Graphic Novel „Mein Freund Rilke“ hat sich für Autorin und Rilke-Fan Melanie Garanin ein Herzensprojekt erfüllt. Zwischen Biografie und Fiktion lässt sie den berühmten Dichter zu seinem 150. Geburtstag modern und voller Poesie auferstehen.
Journalistin Ellen recherchiert für einen Bericht über Rilke. Dass sie dem längst verstorbenen Dichter dabei jedoch persönlich begegnet, hätte sie sich nicht träumen lassen. Dass sie eine Affäre mit dem frauenliebenden Poeten beginnt erst recht nicht.
Das etwas ungewöhnliche Cover hat schnell mein Interesse geweckt. Die interessante Illustration zeigt die beiden Protagonisten Ellen und Rilke, sowie „Die Gazelle“ vor dem stilisiert dargestellten Grand Palais und spiegelt damit schon einiges vom Inhalt der Graphic Novel wider.
Die Orientierung auf den ersten Seiten fiel mir zugegebenermaßen noch etwas schwer, nach kurzer Zeit lässt sich die Struktur der Autorin jedoch deutlich erkennen. In unterschiedlichen Farbgebungen und Schriftarten unterscheidet sie zwischen rein biografischen Fakten aus Rilkes vergangenem Leben, der gegenwärtigen Bekanntschaft zwischen einem irrealen Rilke und der Journalistin Ellen, sowie Zitaten aus Rilkes Werken. Melanie Garanin fordert ihre Leser mit ihrem Werk durchaus heraus und lädt zum Mitdenken und zur weiteren Recherche (z. B. mithilfe von Zitatregister und Leseliste) über den Dichter ein. Eine gewisse Grundkenntnis über Leben und Werke des Protagonisten erleichtern die Lektüre erheblich. Dabei unterhält sie auf ausgesprochen niveauvolle Art und Weise. Mit knapp 180 Seiten handelt es sich bei „Mein Freund Rilke“ um eine recht umfangreiche Graphic Novel, die ich aber dank des interessanten Illustrationsstils und der teils recht humorvollen Dialoge – es ist einfach köstlich wie Ellen und Rilke oftmals aneinander vorbeireden – kaum aus der Hand legen konnte. Nur die Gliederung in drei Kapitel erschien mir unnötig oder hätte aufgrund der Länge ruhig noch weiter unterteilt werden können. Die unzähligen eingebundenen Zitate aus Rilkes Werken wirken in vielen Situationen passend und poetisch, in anderen herrlich deplatziert und zusammenhanglos eingeworfen – sehr treffend für die irrealen Wirklichkeit der Handlung und Rilkes Grundsatz, dass nicht das was, sondern viel mehr das wie entscheidend ist. Für den lebendig gewordenen Lyriker ist schließlich nicht wichtig was man ausdrückt, sondern wie man es ausdrückt.
Etwas störend habe ich beim Lesen manchmal Ellens oft abgehackte Sprechweise empfunden. Dabei gefällt die Entwicklung der Journalistin von der anfangs etwas unzufriedenen, wenig selbstbewussten und mittelmäßig engagierten Frau zu der viel lebendigeren und neugierigen Protagonistin, die sich nicht von Fassaden blenden lässt, sondern hinter die Dinge schaut ansonsten sehr gut.
Besonderen Spaß hat mir der etwas überraschende Schluss hinter Nachwort, Zitatregister und Leseliste gemacht. Denn der große Dichter ist nicht bereit einfach so von der Bildfläche zu verschwinden. Wie es allerdings weitergehen könnte, bleibt der Fantasie der Leser überlassen.
Insgesamt eine schöne, gehaltvolle Graphic Novel, die Rilkes Leben und seine Werke in gelungenen Worten, Zitaten und interessanten Illustrationen mit der modernen Welt verbindet. Nicht nur für Rilke-Fans eine spannende Lektüre.
Journalistin Ellen recherchiert für einen Bericht über Rilke. Dass sie dem längst verstorbenen Dichter dabei jedoch persönlich begegnet, hätte sie sich nicht träumen lassen. Dass sie eine Affäre mit dem frauenliebenden Poeten beginnt erst recht nicht.
Das etwas ungewöhnliche Cover hat schnell mein Interesse geweckt. Die interessante Illustration zeigt die beiden Protagonisten Ellen und Rilke, sowie „Die Gazelle“ vor dem stilisiert dargestellten Grand Palais und spiegelt damit schon einiges vom Inhalt der Graphic Novel wider.
Die Orientierung auf den ersten Seiten fiel mir zugegebenermaßen noch etwas schwer, nach kurzer Zeit lässt sich die Struktur der Autorin jedoch deutlich erkennen. In unterschiedlichen Farbgebungen und Schriftarten unterscheidet sie zwischen rein biografischen Fakten aus Rilkes vergangenem Leben, der gegenwärtigen Bekanntschaft zwischen einem irrealen Rilke und der Journalistin Ellen, sowie Zitaten aus Rilkes Werken. Melanie Garanin fordert ihre Leser mit ihrem Werk durchaus heraus und lädt zum Mitdenken und zur weiteren Recherche (z. B. mithilfe von Zitatregister und Leseliste) über den Dichter ein. Eine gewisse Grundkenntnis über Leben und Werke des Protagonisten erleichtern die Lektüre erheblich. Dabei unterhält sie auf ausgesprochen niveauvolle Art und Weise. Mit knapp 180 Seiten handelt es sich bei „Mein Freund Rilke“ um eine recht umfangreiche Graphic Novel, die ich aber dank des interessanten Illustrationsstils und der teils recht humorvollen Dialoge – es ist einfach köstlich wie Ellen und Rilke oftmals aneinander vorbeireden – kaum aus der Hand legen konnte. Nur die Gliederung in drei Kapitel erschien mir unnötig oder hätte aufgrund der Länge ruhig noch weiter unterteilt werden können. Die unzähligen eingebundenen Zitate aus Rilkes Werken wirken in vielen Situationen passend und poetisch, in anderen herrlich deplatziert und zusammenhanglos eingeworfen – sehr treffend für die irrealen Wirklichkeit der Handlung und Rilkes Grundsatz, dass nicht das was, sondern viel mehr das wie entscheidend ist. Für den lebendig gewordenen Lyriker ist schließlich nicht wichtig was man ausdrückt, sondern wie man es ausdrückt.
Etwas störend habe ich beim Lesen manchmal Ellens oft abgehackte Sprechweise empfunden. Dabei gefällt die Entwicklung der Journalistin von der anfangs etwas unzufriedenen, wenig selbstbewussten und mittelmäßig engagierten Frau zu der viel lebendigeren und neugierigen Protagonistin, die sich nicht von Fassaden blenden lässt, sondern hinter die Dinge schaut ansonsten sehr gut.
Besonderen Spaß hat mir der etwas überraschende Schluss hinter Nachwort, Zitatregister und Leseliste gemacht. Denn der große Dichter ist nicht bereit einfach so von der Bildfläche zu verschwinden. Wie es allerdings weitergehen könnte, bleibt der Fantasie der Leser überlassen.
Insgesamt eine schöne, gehaltvolle Graphic Novel, die Rilkes Leben und seine Werke in gelungenen Worten, Zitaten und interessanten Illustrationen mit der modernen Welt verbindet. Nicht nur für Rilke-Fans eine spannende Lektüre.