Illustratorischer und literarischer Hochgenuss! Mehr davon!
Was für ein „Geburtstagsgeschenk“ für Rainer Maria Rilke (1875-1926) und alle die ihn und seine Werke lieben! Am 4. Dezember 2025 wäre Rilkes 150. Geburtstag. Wer ihn nur vom Namen her kennt oder in der Schule leidvoll ertragen musste, kann nochmal neu Anlauf nehmen.
Herzerfrischend und mutig schenkt uns just jetzt die Autorin und Illustratorin Melanie Garanin eine ganz neue, moderne und überraschende Perspektive auf den Dichter – in Form einer Graphic Novel. Hat man vielleicht Rilke eher als melancholischen, düsteren Typ mit hohem Verschleiß an Liasons abgespeichert, darf man ihn nun von seiner charmanten und witzigen Seite kennenlernen.
Die Autorin und Illustratorin Melanie Garanin hat sich schon geraume Zeit gründlich mit Rilkes Lyrik beschäftigt. Bislang illustrierte sie z.B. Kinderbücher, 2020 erschien ihr erster Comic. Doch endlich setzt sie Rilke mit der Feder in Szene.
In dieser Graphic Novel ermöglicht Garanin uns eine spannende Begegnung mit Rilke, indem sie uns die Figur der Kultur-Journalistin Ellen begleiten lässt. Ellen kennt eigentlich Rilke auch nur vom Namen als bedeutendsten Lyriker des 20. Jahrhunderts, aber weiß kaum etwas über sein Werk.
Mit dem Auftrag über Rilke zu recherchieren, reist sie mit ihrem Rollköfferchen zunächst nach Worpswede, wo sie gleich in eine Veranstaltung gerät, wo Leute Rilke abfeiern. Die Begegnungen mit „Rilke-Ultras“ findet sie eher schräg, will sich schleunigst entziehen und lieber auf Internetrecherche zurückgreifen. Da prallt sie förmlich mit einer „Person“ zusammen. Sie erkennt ihn im Gegensatz zu uns Leser*innen noch nicht sofort (Rilke!!!!). Schon entzündet sich ein kleiner Flirt zwischen beiden. Ellen will nun doch weiter auf biographische Spurensuche gehen, schließlich lockt Paris als nächste Station. Dort wartet bereits wieder überraschend Rilke auf sie, und es startet eine klassische Liebesgeschichte. Ellen ist geflasht von diesem charmanten, verständnisvollen, poetischen Typen. So eine Romanze wiederfährt einem ja auch nicht mehr alle Tage.
Was für herrliche, sympathische und authentische Charaktere die Autorin da geschaffen hat. Ellen ist irgendwo um die 40 Jahre herum und wie aus dem alltäglichen Leben erschaffen. Sie kämpft mit denselben Alltagsproblemen wie wir z.B. mit den bockenden Teleskopstangen des Rollkoffers oder den Tücken mit Koffer in der Pariser Metro unterwegs zu sein und manch anderen Hindernissen des Lebens.
Rilke in unser Jahrhundert zu beamen und lebendig werden zu lassen, ist ein wahrer Genuss. Seine Figur bleibt ein etwas komischer, spezieller, aber sehr liebenswerter und heiterer Typ.
Schon auf dem Cover verbindet die Autorin verschiedene Zeiten und Ebenen: wir sehen neben Rilke und Ellen die Gazelle aus einem Rilke-Gedicht.
Das führt uns zur Form: Erfreulicherweise – und für Comics untypisch – kommt diese Graphic Novel ganz ohne Sprechblasen und eckige Panels aus. Hier entwickelt Melanie Garanin eine ganz eigene, individuelle Form, die sich auch in der Gestaltung der Seiten dem Verlauf der Geschichte anpasst.
Man merkt, dass hier noch alles von Hand mit Tusche und Feder gezeichnet und mit Aquarellfarben coloriert ist. Die Vergangenheit Rilkes ist in einen altmodisch wirkenden Sepia-Ton getaucht. Mit Ellen kommt eine angenehm sanfte Farbigkeit ins Spiel.
Die Illustrationen wirken sehr bewegt, leicht und fein, immer wieder mit viel Humor gewürzt. Die Gefühlswelt und die Gedanken der Menschen werden sicht- und erlebbar. Und es sticht ins Auge, dass Garanin Tiere, vor allem Hunde sehr am Herzen liegen. Immer wieder kann man sich an den zarten windhundartigen Vierbeinern erfreuen, z.B. in den feinen Vignetten an den Kapitelanfängen und immer wieder in kleinen Details.
Die Schrifttypen sind sehr bewusst eingesetzt: Schreibschrift herrscht in der Jetztzeit vor, biographische Texte zu Rilkes Biographie in Druckschrift, Zitate aus Rilkes Gedichte erscheinen wie ausgeschnitten auf farbigen Zetteln wie Post-Its. Das trägt zu einer angenehmen Übersichtlichkeit bei. Auf diese Weise wird die Lyrik feinsinnig in die Handlung eingewebt und trägt oft Rilkes Stimmung in die Jetztzeit hinüber.
Melanie Garanin erhebt nicht den Anspruch, eine übliche Biografie zu verfassen. Aber man lernt einzelne Stationen und Eckdaten von Rilkes Lebensweg kennen ohne in die Tiefe zu gehen. Seine reichlichen Beziehungen zu Frauen werden praktisch und übersichtlich mal komplett auf zwei Doppelseiten abgehandelt.
Dafür lernt man Rilke über sein Werk kennen, denn es tauchen immer wieder Sequenzen aus seinen Gedichten auf. Seine bildreiche Lyrik lädt ja auch förmlich ein, sie zu illustrieren.
Der Witz liegt darin, biographische Elemente mit einer fiktionalen Geschichte in Wort und Bild zu verbinden. Für dieses Experiment muss man natürlich offen sein, um an Rilke mal ganz andere Facetten zu erkennen oder ihn überhaupt ganz neu kennenzulernen.
Auf jeden Fall ist diese Verbindung von Literaturwissenschaft und dem bildreichen Comic an dieser Stelle hervorragend gelungen. Es macht es Lust darauf, wieder einmal in ein paar Rilke-Gedichte einzutauchen.
Herzerfrischend und mutig schenkt uns just jetzt die Autorin und Illustratorin Melanie Garanin eine ganz neue, moderne und überraschende Perspektive auf den Dichter – in Form einer Graphic Novel. Hat man vielleicht Rilke eher als melancholischen, düsteren Typ mit hohem Verschleiß an Liasons abgespeichert, darf man ihn nun von seiner charmanten und witzigen Seite kennenlernen.
Die Autorin und Illustratorin Melanie Garanin hat sich schon geraume Zeit gründlich mit Rilkes Lyrik beschäftigt. Bislang illustrierte sie z.B. Kinderbücher, 2020 erschien ihr erster Comic. Doch endlich setzt sie Rilke mit der Feder in Szene.
In dieser Graphic Novel ermöglicht Garanin uns eine spannende Begegnung mit Rilke, indem sie uns die Figur der Kultur-Journalistin Ellen begleiten lässt. Ellen kennt eigentlich Rilke auch nur vom Namen als bedeutendsten Lyriker des 20. Jahrhunderts, aber weiß kaum etwas über sein Werk.
Mit dem Auftrag über Rilke zu recherchieren, reist sie mit ihrem Rollköfferchen zunächst nach Worpswede, wo sie gleich in eine Veranstaltung gerät, wo Leute Rilke abfeiern. Die Begegnungen mit „Rilke-Ultras“ findet sie eher schräg, will sich schleunigst entziehen und lieber auf Internetrecherche zurückgreifen. Da prallt sie förmlich mit einer „Person“ zusammen. Sie erkennt ihn im Gegensatz zu uns Leser*innen noch nicht sofort (Rilke!!!!). Schon entzündet sich ein kleiner Flirt zwischen beiden. Ellen will nun doch weiter auf biographische Spurensuche gehen, schließlich lockt Paris als nächste Station. Dort wartet bereits wieder überraschend Rilke auf sie, und es startet eine klassische Liebesgeschichte. Ellen ist geflasht von diesem charmanten, verständnisvollen, poetischen Typen. So eine Romanze wiederfährt einem ja auch nicht mehr alle Tage.
Was für herrliche, sympathische und authentische Charaktere die Autorin da geschaffen hat. Ellen ist irgendwo um die 40 Jahre herum und wie aus dem alltäglichen Leben erschaffen. Sie kämpft mit denselben Alltagsproblemen wie wir z.B. mit den bockenden Teleskopstangen des Rollkoffers oder den Tücken mit Koffer in der Pariser Metro unterwegs zu sein und manch anderen Hindernissen des Lebens.
Rilke in unser Jahrhundert zu beamen und lebendig werden zu lassen, ist ein wahrer Genuss. Seine Figur bleibt ein etwas komischer, spezieller, aber sehr liebenswerter und heiterer Typ.
Schon auf dem Cover verbindet die Autorin verschiedene Zeiten und Ebenen: wir sehen neben Rilke und Ellen die Gazelle aus einem Rilke-Gedicht.
Das führt uns zur Form: Erfreulicherweise – und für Comics untypisch – kommt diese Graphic Novel ganz ohne Sprechblasen und eckige Panels aus. Hier entwickelt Melanie Garanin eine ganz eigene, individuelle Form, die sich auch in der Gestaltung der Seiten dem Verlauf der Geschichte anpasst.
Man merkt, dass hier noch alles von Hand mit Tusche und Feder gezeichnet und mit Aquarellfarben coloriert ist. Die Vergangenheit Rilkes ist in einen altmodisch wirkenden Sepia-Ton getaucht. Mit Ellen kommt eine angenehm sanfte Farbigkeit ins Spiel.
Die Illustrationen wirken sehr bewegt, leicht und fein, immer wieder mit viel Humor gewürzt. Die Gefühlswelt und die Gedanken der Menschen werden sicht- und erlebbar. Und es sticht ins Auge, dass Garanin Tiere, vor allem Hunde sehr am Herzen liegen. Immer wieder kann man sich an den zarten windhundartigen Vierbeinern erfreuen, z.B. in den feinen Vignetten an den Kapitelanfängen und immer wieder in kleinen Details.
Die Schrifttypen sind sehr bewusst eingesetzt: Schreibschrift herrscht in der Jetztzeit vor, biographische Texte zu Rilkes Biographie in Druckschrift, Zitate aus Rilkes Gedichte erscheinen wie ausgeschnitten auf farbigen Zetteln wie Post-Its. Das trägt zu einer angenehmen Übersichtlichkeit bei. Auf diese Weise wird die Lyrik feinsinnig in die Handlung eingewebt und trägt oft Rilkes Stimmung in die Jetztzeit hinüber.
Melanie Garanin erhebt nicht den Anspruch, eine übliche Biografie zu verfassen. Aber man lernt einzelne Stationen und Eckdaten von Rilkes Lebensweg kennen ohne in die Tiefe zu gehen. Seine reichlichen Beziehungen zu Frauen werden praktisch und übersichtlich mal komplett auf zwei Doppelseiten abgehandelt.
Dafür lernt man Rilke über sein Werk kennen, denn es tauchen immer wieder Sequenzen aus seinen Gedichten auf. Seine bildreiche Lyrik lädt ja auch förmlich ein, sie zu illustrieren.
Der Witz liegt darin, biographische Elemente mit einer fiktionalen Geschichte in Wort und Bild zu verbinden. Für dieses Experiment muss man natürlich offen sein, um an Rilke mal ganz andere Facetten zu erkennen oder ihn überhaupt ganz neu kennenzulernen.
Auf jeden Fall ist diese Verbindung von Literaturwissenschaft und dem bildreichen Comic an dieser Stelle hervorragend gelungen. Es macht es Lust darauf, wieder einmal in ein paar Rilke-Gedichte einzutauchen.