Rilke in Sepia – Melanie Garanins poetisches Graphic-Experiment
Melanie Garanin wagt mit Mein Freund Rilke ein poetisches Experiment, das die klassischen Grenzen von Biografie, Fiktion und Comicästhetik hinter sich lässt. Die Journalistin Ellen soll einen Artikel über Rainer Maria Rilke schreiben – ohne je ein Gedicht von ihm gelesen zu haben. Während sie recherchiert, tritt der Dichter selbst in ihr Leben. Aus dieser unmöglichen Begegnung entwickelt sich eine Liebesgeschichte, die zwei Zeiten und zwei Weltbilder aufeinanderprallen lässt.
Die Bildsprache ist von besonderer Raffinesse: Ellens Gegenwart erscheint in bunten, fast grellen Tönen, die zugleich Schwere transportieren, während Rilke in Sepia gezeichnet ist zart, zurückgenommen, beinahe entrückt. Im Laufe der Handlung kippt diese Konstellation: Die Journalistin wirkt immer grauer, der Dichter dagegen immer lebendiger. Dieses visuelle Spiel fungiert als Kommentar zur Handlung und verleiht der Geschichte eine zweite Erzählebene.
Garanins Stil erinnert an die französische Künstlerin Catherine Meurisse, an die Leichtigkeit, den Humor und die Bereitschaft, mit Selbstironie Konventionen aufzubrechen. Auch das Layout folgt keinen starren Panels, sondern passt sich frei dem Erzählfluss an, bis hin zu mutig leeren Seiten, die Raum für Gedanken und Gefühle öffnen.
Als klassische Biografie lässt das Buch bewusst Lücken. Zwar werden die Stationen von Rilkes Leben skizziert, seine Lieben erwähnt und in einer eindrucksvollen Doppelseite versammelt, doch tiefergehende Einordnungen fehlen. Stattdessen entsteht ein atmosphärisches Mosaik, das weniger durch Fakten als durch Stimmungen überzeugt. Besonders gelungen sind die eingeschobenen Texte, die Rilkes seelische Verfassungen spiegeln, und die Pointe am Schluss, die der Geschichte eine kluge Wendung verleiht.
Fazit: Mein Freund Rilke ist keine Biografie im klassischen Sinn, sondern eine Hommage in Bildern, poetisch, spielerisch und voller Respekt vor dem Werk des Dichters. Melanie Garanin eröffnet einen heutigen Blick auf Rilke, der ihn als empfindsamen, suchenden Menschen erfahrbar macht. Wer bereit ist, sich auf diese Mischung aus Melancholie, Ironie und Fantasie einzulassen, wird mit einem literarischen Kleinod belohnt, das die Möglichkeiten der Graphic Novel überzeugend ausreizt.
Die Bildsprache ist von besonderer Raffinesse: Ellens Gegenwart erscheint in bunten, fast grellen Tönen, die zugleich Schwere transportieren, während Rilke in Sepia gezeichnet ist zart, zurückgenommen, beinahe entrückt. Im Laufe der Handlung kippt diese Konstellation: Die Journalistin wirkt immer grauer, der Dichter dagegen immer lebendiger. Dieses visuelle Spiel fungiert als Kommentar zur Handlung und verleiht der Geschichte eine zweite Erzählebene.
Garanins Stil erinnert an die französische Künstlerin Catherine Meurisse, an die Leichtigkeit, den Humor und die Bereitschaft, mit Selbstironie Konventionen aufzubrechen. Auch das Layout folgt keinen starren Panels, sondern passt sich frei dem Erzählfluss an, bis hin zu mutig leeren Seiten, die Raum für Gedanken und Gefühle öffnen.
Als klassische Biografie lässt das Buch bewusst Lücken. Zwar werden die Stationen von Rilkes Leben skizziert, seine Lieben erwähnt und in einer eindrucksvollen Doppelseite versammelt, doch tiefergehende Einordnungen fehlen. Stattdessen entsteht ein atmosphärisches Mosaik, das weniger durch Fakten als durch Stimmungen überzeugt. Besonders gelungen sind die eingeschobenen Texte, die Rilkes seelische Verfassungen spiegeln, und die Pointe am Schluss, die der Geschichte eine kluge Wendung verleiht.
Fazit: Mein Freund Rilke ist keine Biografie im klassischen Sinn, sondern eine Hommage in Bildern, poetisch, spielerisch und voller Respekt vor dem Werk des Dichters. Melanie Garanin eröffnet einen heutigen Blick auf Rilke, der ihn als empfindsamen, suchenden Menschen erfahrbar macht. Wer bereit ist, sich auf diese Mischung aus Melancholie, Ironie und Fantasie einzulassen, wird mit einem literarischen Kleinod belohnt, das die Möglichkeiten der Graphic Novel überzeugend ausreizt.