Die 63jährige Wanda,

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timphilipp Avatar

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Die 63jährige Wanda, geschieden, Mutter zweier erwachsener Kinder, verkauft den von ihr betriebenen Teeladen, um in Rente zu gehen. Diese an sich ja herbeigesehnte Veränderung in ihrem Leben empfindet sie als plötzliche Leere. Schon bald packt sie aber eine neue Aufgabe an. Sie vetritt ihren Sohn in dessen Fitnessstudio, als er unfallbedingt für längere Zeit ausfällt. ("Stefan war ihr Kind und bauchte ihre Hilfe" - S. 55). Die heruntergekommene und schlecht florierende Muckibude verwandelt sie mit unermüdlichem, phantasievollem eigenem Einsatz, der Hilfe ihrer besten Freundinnen Biggi und Marianne sowie der Unterstützung durch alte und neue Kunden in einen generationsübergreifenden Treffpunkt für Alt und Jung. Nebenbei findet Wanda auch noch eine neue Liebe. Es gibt gleich vier Bewerber um ihre Gunst. Wen Wanda letztendlich erhört, sei nicht verraten.

Es handelt sich um einen humorvoll geschriebenen Roman. Durchgängig sind zum Schmunzeln verleitende Passagen eingearbeitet. Als Kostprobe möchte ich die Stelle erwähnen, als der potentielle Liebhaber Kai Wanda von der ehelichen Untreue seiner Frau erzählt ("Sie hatte einen andern. Unseren Zahnarzt. Kannst du dir was Unerotischeres vorstellen? ... Wie kann man überhaupt flirten, wenn man den Mund sperrangelweit aufhat und jemand mit Bohrern darin herumfuhrwerkt" - S. 166).

Für nicht so recht passend zu der witzigen Geschichte empfand ich zunächst die ja traurige Erwähnung des plötzlichen Todes von Biggis Jugendfreund. Allerdings hat dieser Umstand große Bedeutung. Bei Wanda führt er nämlich zu einer Veränderung. ("... es war, als hätte Bennos plötzlicher Tod eine Tür aufgestoßen, die ihr bis dahin gar nicht aufgefallen war. Eine Tür in ein Leben, in dem man alles intensiver wahrnahm und Gelegenheiten beim Schopfe packte.").

Trotz seiner Thematik um die Aktivitäten von Rentnern spricht das Buch nicht nur die ältere Generation als Leser an. Es eignet sich hervorragend auch für jüngere Erwachsene, ist also "generationsübergreifend" - wie die Muckibude. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Schreibstil locker und jugendlich ist. Merkmal dafür ist die Verwendung vieler Anglizismen, z.B. der Proteinriegel namens Triple Power Sensation Strawberry, workout, punchbag, fatburning, indoor cycling u.v.a.m.

Selbst der Romantitel versteckt sich im Buch. Auf S. 123 kann es Kai nicht fasssen, was Wanda alles angekurbelt hat ("Mein Gott, Wanda").

Eine besondere Bedeutung kommt dem Cover zu. Auf ihm ist der Dackel Miles abgebildet, mit dem Wanda schon frühzeitig eine ihr unangenehme Bekanntschaft schließt, weil er regelmäßig in ihrem Vorgarten sein Geschäft verrrichtet (S. 6/7). Die Begegnungen mit ihm ziehen sich wie ein roter Faden durchs Buch (S. 40, 56 f., 113, 178 ff., 269). Am Ende stellt sich heraus, dass Miles Wandas Liebstem gehört, dessen Name wie gesagt nicht verraten werden soll.

Das Buch kann ich uneingeschränkt empfehlen.