Nachrichten aus dem Nichts

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chrissey22 Avatar

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Ich will gar nicht lügen, zu aller erst hat mich dieses wirklich farbenfrohe Cover angezogen! "Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente" hat mich direkt angesprochen. Wieso? Ganz einfach, weil sich mein Leben selbst manchmal wie ein unvollkommener Moment anfühlt, es aber dennoch mein Leben ist. Dieser Titel hat sich direkt in mein Herz geschlichen und ich finde ihn wirklich - WIRKLICH schön. Schön und ehrlich in gleichem Maße.

Als ich dann das 1. Kapitel der Leseprobe las war mein erster Gedanke:
"Das erinnert mich an `Ein bisschen wie Unendlichkeit`".
Die Art wie der Autor Tess` Flucht beschreibt, die Leere die sie fühlt als sie aus dem Internat abhaut - all das hat mich direkt berührt. Ich war über ihren desinteressierten und egoistischen Vater total geschockt und hatte Mitleid mit ihr. Niemand sollte so behandelt werden, abgewürgt wegen der Bestattung eines Windhundes? - Sein ernst? Der Verlust von Tess war spürbar, in jedem Wort, in jeder Zeile und das hat mich fasziniert. Denn direkt im 1. Kapitel so ein Kribbeln im Bauch zu haben beim Lesen fremder Worte, dass hatte ich schon länger bei keinem Buch mehr.
Die komplizierte Thematik des "Online-Datings" wird in eine völlig andere Hülle gepackt und ich gebe zu - damals mit 16 hatte ich auch so einen besonderen Internetfreund. Vielleicht spricht mich das Buch genau deshalb auch so an. Ich möchte wissen, wie es Tess ergeht, ob es ihr ergeht wie mir damals. Ich habe diesem Menschen damals viel anvertraut und konnte diese dummen und abfälligen Kommentare nie verstehen. Immerhin saß am anderen Ende der "Leitung" doch ein Mensch aus Fleisch und Blut!
Ich möchte Tess Trauer verstehen, sie durch diese schwere Phase begleiten.
Tess Verlust macht deutlich, wie wir uns immer mehr einigeln und unser Innerstes lieber "Fremden" am anderen Ende der Welt offen legen, als nahestehenden Menschen. Eine gefährliche Entwicklung - oder nicht?