In Erwartung von Liebe

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cococabana89 Avatar

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„Mein Mann“ von Maud Ventura ist ein herausragender Roman, der mich von der ersten Seite an gepackt hat.
Das Cover, mit dem künstlerischen Portrait einer Frau, die scheinbar alles beobachtet, ist faszinierend. Obwohl es nicht die blonde Protagonistin zeigt, könnte es für ihr wahres Ich stehen, da sie regelmäßig ihre Haare aufhellt – ein Hinweis auf die Maskerade, die sie lebt.

Der Schreibstil ist präzise und lebendig. Ich konnte mir die Protagonistin unglaublich gut vorstellen, obwohl ihr Name nie erwähnt wird. Durch die Ich-Perspektive wird ihre Obsession für ihren Mann besonders deutlich. Sie ist völlig auf ihn fixiert, überwacht ihn und hat ständig Angst, dass er sie nicht mehr liebt. Ihre Gedanken kreisen ausschließlich um ihn, und jede kleine Abweichung von ihrer Idealvorstellung bringt sie aus dem Gleichgewicht. Es ist geradezu erschreckend, wie sehr sie ihr gesamtes Leben nur auf diesen einen Mann ausrichtet.

Die Kapitel des Buches sind nach Wochentagen betitelt, was der Geschichte eine einzigartige Struktur verleiht. Besonders faszinierend ist, dass die Protagonistin jedem Wochentag spezielle Farben und Empfindungen zuordnet. Ihr Lieblingstag ist der Montag – ein ungewöhnlicher, aber aufschlussreicher Einblick in ihre Gedankenwelt und ihre rigide Ordnung. Diese Struktur unterstützt ihre obsessiven Verhaltensmuster und macht sie noch greifbarer.

Eine Szene, die mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, zeigt ihre Kälte gegenüber ihren Kindern. Als ihre Tochter sie abends stört, weist sie sie scharf an, endlich zu schlafen, weil sie die Zweisamkeit mit ihrem Mann unterbrechen könnte. Diese ständige Kontrolle und Fixierung erzeugt eine packende Spannung, die mich das Buch kaum aus der Hand legen ließ.

Ich habe ständig mit dem schlimmsten gerechnet und das obsessive Verhalten der Protagonistin verfolgt, immer in Erwartung einer Eskalation.
Der absolute Höhepunkt des Buches ist jedoch der Epilog. Er ist schlichtweg meisterhaft! Nach all der aufgebauten Spannung und dem intensiven Einblick in das obsessive Verhalten der Protagonistin, wirft diese letzte Wendung das gesamte Geschehen in ein völlig neues Licht.
Es ist ein Finale, das mich sprachlos zurückgelassen hat – überraschend, klug und tiefgreifend. Ein grandioses Ende, das das Buch noch lange in Erinnerung bleiben lässt.