Verstörend gut
Verstörend gut. Maud Ventura ist mit ihrem Erstling "Mein Mann" etwas in der Literatur selten Vorzufindendes gelungen. Über knapp 300 Seiten hinweg lässt sie ihre Leserschaft teilhaben an einer 'ganz normalen Woche' einer verheirateten Frau um die Vierzig, verheiratet mit einem Mann, den sie liebt, gemeinsam haben die beiden zwei Kinder. Das Besondere: Die Neurosen der Frau. Ständig auf der Suche nach Liebesbeweisen ihres Mannes; ihre überdrehten Vorstellungen, er könne sie nicht mehr lieben, ihr sich für den Mann in Szene setzen - mit dem Ziel, dass dieser stets genau den für den Augenblick stimmigen Eindruck von ihr bekommt, sich entsprechend fühlt und handelt; bleiben Liebesanzeichen aus, wird dieses akribisch notiert und mit Strafmaßnahmen reagiert, z.B. nicht ans Handy zu gehen, wenn der Mann anruft, erst nach mehreren Versuchen des Mannes zurückzurufen; allem wird eine Bedeutung zugeschrieben, nichts ist Zufall und wird dem Zufall überlassen... insgesamt eine hochneurotische Beziehungsgestaltung, ein Leben, welches rund um den eigenen Mann aufgebaut ist... für mich als Leser bis an die absolute Schmerzgrenze heran. Aber dann kommt der unerwartete Turn am Schluss, der natürlicherweise hier nicht verraten wird. Ein absoluter Lesegenuss. Vielleicht ordnen Sie ja nach der Lektüre von "Mein Mann" den Wochentagen auch Farben zu... auch Farben haben ihre spezifische Bedeutung ;-))