Chile im Umbruch, eine Frau im Aufbruch
Isabel Allende entführt uns in ihrem neuesten Roman in das Chile des frühen 20. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte von Emilia del Valle, einer unehelichen Tochter eines verschwenderischen Lebemanns.
Aufgezogen von ihrer tief religiösen Mutter, die ohne „Fehltritt“ wohl Nonne geworden wäre, wächst Emilia in einem Spannungsfeld zwischen Scham, Konventionen und Selbstbestimmung auf. Eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielt ihr Stiefvater, den sie liebevoll Pappo nennt. Er ist Lehrer, unterstützt Emilias Bildung und bestärkt sie darin, eine eigene Meinung zu haben – eine Seltenheit für Frauen ihrer Zeit.
Schon früh entdeckt Emilia ihre Leidenschaft für das Schreiben. Unter einem männlichen Pseudonym veröffentlicht sie zunächst Groschenromane. Ihr Talent bleibt nicht unbemerkt und so darf sie schließlich für eine Zeitung arbeiten; noch unter dem alten Pseudonym. Als in Chile der Bürgerkrieg ausbricht, wird sie gemeinsam mit einem weiteren Journalisten als Kriegsreporterin entsandt. Diese Zeit verändert sie und ihr Schreiben: Fortan veröffentlicht sie unter ihrem eigenen Namen.
Ein großer Teil des Romans widmet sich den Grausamkeiten des Bürgerkrieges – blutige Kämpfe, Amputationen, Folter und Scheinhinrichtung werden sehr detailliert beschrieben. Allende spart nichts aus, was die Szenen eindringlich, aber teilweise schwer erträglich macht. Hier hätte die Autorin mit weniger expliziten Details und mehr Andeutung ebenso starke Wirkung erzielt.
Neben der packenden Schilderung historischer Ereignisse lebt der Roman von der Entwicklung einer mutigen, selbstbestimmten Frau, deren Liebe zu ihrem Land und zur Literatur in jeder Zeile spürbar ist. Auch die Begegnung mit ihrem leiblichen Vater, der sie schließlich adoptiert, ist ein zentraler Wendepunkt.
Das Ende hingegen wirkt etwas zu knapp und fast mythologisch überhöht, was in seiner Ausgestaltung nicht ganz zum Alter der Protagonistin passt und stark nach einer möglichen Fortsetzung klingt.
Das Cover ist ansprechend, passt aber nicht zum Inhalt des Buches. Ich hätte den Blick auf den beschriebenen Vulkan und die Figur der Emilia in der chilenischen Vegetation besser gefunden.
Fazit:
Ein atmosphärisch dichter Roman mit einer starken weiblichen Hauptfigur, einem eingängigen erzählerischen Stil und einer spannenden historischen Kulisse. Die drastischen Kriegsszenen könnten Leserinnen und Leser mit empfindlicherem Gemüt herausfordern, und das Ende lässt einen leicht unbefriedigt zurück. Dennoch ein fesselndes Buch, das gekonnt Themen wie Selbstbestimmung, Liebe und politische Umbrüche verbindet.
Aufgezogen von ihrer tief religiösen Mutter, die ohne „Fehltritt“ wohl Nonne geworden wäre, wächst Emilia in einem Spannungsfeld zwischen Scham, Konventionen und Selbstbestimmung auf. Eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielt ihr Stiefvater, den sie liebevoll Pappo nennt. Er ist Lehrer, unterstützt Emilias Bildung und bestärkt sie darin, eine eigene Meinung zu haben – eine Seltenheit für Frauen ihrer Zeit.
Schon früh entdeckt Emilia ihre Leidenschaft für das Schreiben. Unter einem männlichen Pseudonym veröffentlicht sie zunächst Groschenromane. Ihr Talent bleibt nicht unbemerkt und so darf sie schließlich für eine Zeitung arbeiten; noch unter dem alten Pseudonym. Als in Chile der Bürgerkrieg ausbricht, wird sie gemeinsam mit einem weiteren Journalisten als Kriegsreporterin entsandt. Diese Zeit verändert sie und ihr Schreiben: Fortan veröffentlicht sie unter ihrem eigenen Namen.
Ein großer Teil des Romans widmet sich den Grausamkeiten des Bürgerkrieges – blutige Kämpfe, Amputationen, Folter und Scheinhinrichtung werden sehr detailliert beschrieben. Allende spart nichts aus, was die Szenen eindringlich, aber teilweise schwer erträglich macht. Hier hätte die Autorin mit weniger expliziten Details und mehr Andeutung ebenso starke Wirkung erzielt.
Neben der packenden Schilderung historischer Ereignisse lebt der Roman von der Entwicklung einer mutigen, selbstbestimmten Frau, deren Liebe zu ihrem Land und zur Literatur in jeder Zeile spürbar ist. Auch die Begegnung mit ihrem leiblichen Vater, der sie schließlich adoptiert, ist ein zentraler Wendepunkt.
Das Ende hingegen wirkt etwas zu knapp und fast mythologisch überhöht, was in seiner Ausgestaltung nicht ganz zum Alter der Protagonistin passt und stark nach einer möglichen Fortsetzung klingt.
Das Cover ist ansprechend, passt aber nicht zum Inhalt des Buches. Ich hätte den Blick auf den beschriebenen Vulkan und die Figur der Emilia in der chilenischen Vegetation besser gefunden.
Fazit:
Ein atmosphärisch dichter Roman mit einer starken weiblichen Hauptfigur, einem eingängigen erzählerischen Stil und einer spannenden historischen Kulisse. Die drastischen Kriegsszenen könnten Leserinnen und Leser mit empfindlicherem Gemüt herausfordern, und das Ende lässt einen leicht unbefriedigt zurück. Dennoch ein fesselndes Buch, das gekonnt Themen wie Selbstbestimmung, Liebe und politische Umbrüche verbindet.