Ein Leben gegen den Strom der Geschichte

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Isabel Allende erzählt die Geschichte von Emilia Del Valle, einer Frau, die sich über Jahrzehnte hinweg mit Kraft, Neugier und Schreibdrang ihren Weg durchs Leben bahnt. Über erste journalistische Arbeiten führt sie ihr Weg schließlich nach Chile, ein Land, das sie einerseits an ihre Wurzeln erinnert, andererseits von politischen Spannungen erschüttert wird. Besonders eindrucksvoll: Emilia selbst wird zur Erzählerin ihrer eigenen Geschichte, was eine berührende Metaebene schafft und die Nähe zur Figur noch verstärkt.

Allende verwebt große Geschichte mit persönlichem Schicksal. Der Roman springt zwischen Lebensstationen und politischen Umbrüchen, verankert sich aber stets in der Perspektive einer Frau, die nach Wahrheit, Selbstbestimmung und einem eigenen Platz in der Welt sucht. Dabei wird deutlich, dass Emilia keine Heldin im klassischen Sinn ist, sondern eine Beobachterin, eine Schreibende – sensibel, reflektiert und mutig. Die feministische Haltung ist spürbar, ohne jemals belehrend zu wirken.

Was mich besonders beeindruckt hat, war die Art, wie Allende die Schönheit Chiles mit der Härte des Bürgerkriegs gegenüberstellt. Manche Szenen sind schwer auszuhalten, nicht weil sie reißerisch erzählt wären, sondern weil sie so eindringlich wirken. Man spürt das Chaos, die Bedrohung, das Ausgeliefertsein. Und gleichzeitig bleibt da die Sprache: ruhig, klar und fast poetisch. So entsteht ein Kontrast, der unter die Haut geht.

„Mein Name ist Emilia Del Valle“ erzählt von Herkunft, von politischem Aufbruch, von Verlust und davon, wie das Schreiben zu einem Akt des Überlebens werden kann. Ein Buch, das klug komponiert ist, sprachlich überzeugt und noch lange nachwirkt.

Großartig übersetzt von Svenja Becker.