Eine arge Enttäuschung

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q5helgi Avatar

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Die Geschichte ist gut geschrieben, aber selbst das überzeugt mich nicht davon, diesem Buch mehr als einen Stern zu geben.

Das Erste, was man übers Schreiben lernen kann, ist, dass man die Geschichte nicht „erzählt“, sondern „zeigt“. Am Anfang wird wie ein Prolog die Geschichte der Mutter der Protagonistin Emilia del Valle erzählt, doch stattdessen dann eine Geschichte zu schreiben, bei der man mitfiebert, handelt es sich um eine Reportage, oder eine Art Tagebucheintrag, oder ein Zeitungsartikel.

Nie hat sich die Geschichte angefühlt wie ein Roman.

Es war mein erster Roman der Autorin und ich hatte hohe Erwartungen, allein wegen der jahrelangen Erfahrung der Schriftstellerin Isabel Allende. Ein historischer Roman über den Bürgerkrieg in Chile und eine coming-of- age- oder Familiengeschichte waren die einzigen Erwartungen, die ich hatte. Doch wie oben gesagt, auch wenn es gut geschrieben ist, haben mich die Charaktere nicht gefesselt, die Handlung des Bürgerkriegs hätte ich klarer in einer vierminütigen Dokumentation erfahren können, und die Romanze war auch einfach da und schnell wieder weg, also alle Aspekte des Romans fallen flach, am Ende bleibt nur das Schreibhandwerk.

Doch nach all den Jahren, die Allende schreibt, hat sie hier das Konzept des „show don’t tell“ nie umgesetzt, und das kreiert keinen guten Roman.

Nie hatte ich das Verlangen, das Buch wieder in die Hände zu nehmen, weil keine Figuren spannend waren, sondern oberflächlich charakterisiert, und die Handlung wie eine pflichtbewusste Hausarbeit niedergeschrieben worden ist, nicht wie eine Handlung mit Konflikten und Emotionen.

Zusammenfassend ist es ein fehlgeschlagenes Werk. Es herrscht Krieg in Chile, doch anstatt die Notlage nachzuempfinden, wünscht man sich bloß, dass dieses Buch schnell ausgelesen ist.