Eine neue starke Frau im Geschichtenuniversum von Isabel Allende

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jacq_roe Avatar

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Wer ist diese neue del Valle Frau? Ausgangspunkt ist wieder die Stadt San Francisco und ein schuftiger del Valle Mann in der Erzeugerrolle.

Die starke, junge Frau, die diesem Hintergrund entspringt, ist die titelgebende Emilia del Valle.

Und diese Geschichte trifft genau meinen Geschmack. Noch werde ich es nicht müde, von einer weiteren del Valle Tochter zu lesen.

Meinetwegen darf das Geflecht dieser alten aristokratischen, chilenischen Familie gerne weiteren Zuwachs bekommen. (Zeitlich beginnt der Roman übrigens etwas früher, als „Portrait in Sepia“, überschneidet sich für einige Jahre und wir begegnen Aurora del Valle als etwa 10jährige, als sie bereits in Chile lebt.)

Emilia ist eine Schreibende und erscheint mir deshalb auch ein bisschen angelegt wie eine frühere Reinkarnation der Autorin selbst. Sie arbeitet als Journalistin, ihr Schreiben ist aber von Anfang an sehr erzählend.

Großartig finde ich die eingeschobenen Zeitungsartikel von Emilia, die erst nur unter einem männlichen Pseudonym, später auch unter ihrem eigenen Namen in einer Zeitung erscheinen. (Da fragt man sich doch, wieviel schreibende Frauen es noch gab, von denen nie jemand erfahren hat, weil sie nur unter einem männlichen Pseudonym veröffentlicht wurden.)

Den historischen Hintergrund bildet der chilenische Bürgerkrieg von 1891. Wir folgen Emilia in Chile sowohl aufs Schlachtfeld als auch ins Lazarett, was teilweise nichts für zarte Gemüter ist. Ich bin mir zwar unsicher, ob eine weibliche Kriegsberichterstatterin für diese Zeit nicht doch etwas unrealistisch ist (zumindest habe ich dazu keine Beispiele für diese Zeit gefunden), aber es ist eine sehr interessante Fiktion, eine weibliche Sicht auf einen Krieg in den Gegensatz zur männlichen Berichterstattung durch ihren Kollegen Eric zu stellen. Denn eines ist Fakt, Frauen gab es in dieser Zeit nachweislich auf den Schlachtfelder, in Chile wurden sie Cantineras genannt.

Erst gegen Ende flammt in der Geschichte ein Hauch ihres von mir sehr geliebten magischen Realismus auf, den ich den Rest des Romanes über gänzlich entbehren musste. Hier muss ich nun den Kritikern leider Recht geben, denn dieses in anderen Romanen Allendes eindrucksvolle Stilmittel kommt hier nun als schwaches Abziehbild daher. Doch das ist in so einigen ihrer Romane ähnlich.

Ich folge Emilia bis hin zu einem Ende, dass mich versöhnlich und verzückt das Buch schließen lässt. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und habe den vertrauten Erzählstil sehr genossen.