Eine starke Frau mit chilenischen Wurzeln

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In dem neuen Roman von Isabel Allende beschreibt Emilia Del Valle ihre Lebensgeschichte, die gleichzeitig auch ein Ausflug in die Geschichte Chiles gegen Ende des 19. Jahrhunderts ist. Emilias irische Mutter wurde von einem chilenischen Adligen vergewaltigt, sie wächst jedoch gut behütet von ihrem Stiefvater und der sehr gläubigen Mutter in Kalifornien auf. Sie liebt das Schreiben, veröffentlicht Groschenromane unter einem männlichen Pseudonym und wird schließlich Journalistin. Doch sie möchte noch mehr erreichen und wird schließlich Kriegsberichterstatterin in Chile, ein Land, in dem sie gleichzeitig ihre Wurzeln sucht.
Emilia del Valle ist eine sehr emanzipierte junge Frau, die keinen Wert auf Konventionen legt. Fast liest sich ihre Geschichte wie ein Abenteuerroman, in diesem Fall ist er aber unterlegt mit der martialischen blutigen und aufständischen Geschichte Chiles. Dieser historische Teil über die Politik und den Bürgerkrieg in Chile gefällt mir insgesamt in diesem Roman am besten.
In einer männerdominierten Welt besorgt Emilia sich geschickt ihre Informationen von Dienstboten, die hinter den Kulissen viel Wissen erwerben und wird damit recht erfolgreich. Sie ist mutig und waghalsig und lässt sich nichts gefallen. Auch ihr Umgang mit Männern ist für die Zeit sehr ungewöhnlich und abgebrüht, obwohl auch sie die Liebe nicht ganz kalt lässt.
Die Erzählweise von Emilia ist etwas spröde, was aber sicher der Zeit geschuldet ist, in der die Handlung spielt. Trotzdem macht dies den Roman für mich weniger attraktiv, da ich ansonsten gerade auf Grund des Schreibstils die Bücher der Autorin sehr schätze. Zudem hat das Buch ein paar Längen und das Ende erscheint mir nicht sehr realistisch und auch ein wenig abrupt. Wieder ist die Protagonistin hier eine sehr starke Frau, trotzdem konnte diese Kombination aus Emanzipation und Zeitgeschichte mich nicht vollends überzeugen.