Fesselnder historischer Roman

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Emilia del Valle kam im Jahre 1866 in San Francisco zur Welt; ihre Mutter, eine Novizin, wurde von einem chilenischen Aristokraten schwanger und sitzengelassen. Emilia wuchs in bescheidenen Verhältnissen in einem Einwanderer Viertel auf; ihr warmherziger Stiefvater Don Pancho wurde für sie zu ihrem geliebten Papo.
Emilia lernte sehr viel, sprach Spanisch und Englisch, und schon als Kind träumte sie davon Bücher zu schreiben. Unter einem männlichen Pseudonym begann sie mit großem Erfolg Groschenromane zu schreiben; damals war sie erst siebzehn. Wenig später bewarb sie sich bei einer renommierten Zeitung und wurde dort als Reporterin, immer noch unter männlichem Pseudonym, tätig.
Der Journalist Eric Whelan steht ihr von Anfang an zur Seite, zusammen gehen sie nach Chile. Denn dort begann im Jahre 1891 ein Bürgerkrieg; darüber sollten sie berichten. Emilia nutzte die Gelegenheit um nach ihrem chilenischen Vater zu suchen.

Emilia del Valle lebte in der Zeit, in der von Frauen erwartet wurde, dass sie vor allem ihre traditionelle eheliche und mütterliche Rolle erfüllen. Diese Meinung vertrat auch Pater Restrepo, den Emilia in der amerikanischen Botschaft in Santiago traf:
„Einige Frauen sind recht klug. Doch hätte Gott gewollt, dass sie einen Beruf ergreifen, so hätte er sie zu Männern gemacht, meinen Sie nicht?“ (zit. S. 127)

Doch die ehrgeizige Emilia hatte schon immer eigene Pläne für das Leben gehabt und ist zielstrebig ihren Weg gegangen. Sie war eine mutige, kluge Frau, die unerschrocken nach der Wahrheit suchte. Ihre abenteuerliche Geschichte hat mich gefesselt, ihre Suche nach den eigenen Wurzeln fasziniert.

„Mein Name ist Emilia del Valle“ ist jedoch viel mehr als eine Familien- und Liebesgeschichte. Mit Emilia als Kriegsreporterin konnte ich den chilenischen Bürgerkrieg hautnah erleben; den verzweifelten Kampf der Soldaten auf dem Kampffeld verfolgen, die aufopferungsvolle Unterstützung der Cantineras sowie die Rettung und Versorgung der Verwundeten beobachten. In dem Teil des Romans zeichnet die Autorin anschauliche Bilder des Krieges, die zutiefst erschüttern; es sind allesamt Bilder, die tief unter die Haut gehen.

Der historische Roman hat mir auch Chile des 19. Jahrhunderts nähergebracht; ein Land mit einer wunderschönen Natur und wertvollen Bodenschätzen, ein Land, in dem nur kleine Schicht im Wohlstand lebte, ein Land der besiegten Mapuche.

Ich habe den Roman mit großem Interesse gelesen, die flüssige bildhafte Erzählung sehr genossen.
Eine spannende, lehrreiche Lektüre nicht nur für die Fans der historischen Romane. Lesenswert!