Hatte andere Erwartungen

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Emilia del Valle, 1866 in San Francisco geboren, entdeckt früh das Schreiben für sich. Unter einem männlichen Pseudonym veröffentlicht sie Romane und schafft es bald, als eine der ersten Redakteurinnen bei einer Zeitung zu arbeiten. Als junge Reporterin bekommt sie die Chance, während des Bürgerkriegs nach Chile zu reisen – dort muss sie sich nicht nur politischen Gefahren stellen, sondern auch den Geheimnissen ihrer Herkunft.

Isabel Allende stand schon lange auf meiner Leseliste. Da ich vor ein paar Jahren mehrere Monate in Chile gelebt habe und sie in ihren Büchern viel über die Geschichte und Kultur des Landes verarbeitet, wollte ich unbedingt einmal eines ihrer Romane lesen. Meine Erwartung war eine Geschichte über eine junge, starke Protagonistin, die beruflich erfolgreich ist und zugleich mehr über ihre Herkunft erfährt. Im ersten Drittel des Buchs habe ich genau das gefunden – erzählt in einem wirklich schönen Schreibstil. Leider dreht sich der Rest der Handlung fast ausschließlich um das Kriegsgeschehen, um Schlachten und Verletzungen, was mir auf Dauer etwas zu ausführlich und langatmig war. Das Ende hat mir dann wieder gut gefallen.

Beim Lesen habe ich gemerkt, dass ich historische Romane generell nicht so sehr mag wie Gegenwartsliteratur. Auch wenn die Protagonistin als starke, emanzipierte Frau dargestellt wird, gibt es einige Passagen, in denen Rassismus, fehlende Menschenrechte und andere Benachteiligungen als selbstverständlich geschildert werden. Das hat mir beim Lesen immer wieder ein ungutes Gefühl gegeben.

Wenn du gerne historische Romane liest und dich detaillierte Schilderungen von Kriegsgeschehen nicht abschrecken, kann ich dir das Buch empfehlen. Für mich war es insgesamt solide, und ich werde auf jeden Fall noch Das Geisterhaus, das bekannteste Buch der Autorin, lesen.