Spannend, interessant, vielseitig

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„Hier in diesem verwunschenen Ort im Süden von Chile liegen meine ältesten Wurzeln, die Wurzeln meiner Vorfahren, von Mapuche, Spaniern und Mestizen, und sie reichen tiefer als die meiner Mutter aus Irland oder die an meinem Geburtsort in Kalifornien. Nur so kann ich mir die unwiderstehliche Anziehung erklären, die dieser entlegene Landstrich am Fuß der Vulkane auf mich ausübt.“ (Zitat Seite 349)

Inhalt
An ihrem siebten Geburtstag, dem 14. April 1873, geht ihre Mutter Molly Walsh mit Emila zu einem Fotografen. Das Foto ist für Emilias leiblichen Vater bestimmt, Gonzalo Andrés del Valle aus einer angesehenen chilenischen Familie, der die junge Molly verführt hatte. Für Emila allerdings wird Francisco Claro, der ihre Mutter noch vor Emilias Geburt heiratet, immer ihr geliebter Papo bleiben. Die wissbegierige, selbstbewusste Emilia wächst in einem Einwandererviertel von San Francisco auf. Sie spricht Englisch und Spanisch. Schon früh beginnt sie zu schreiben, mit siebzehn Jahren veröffentlicht sie mit Erfolg spannende Heftchenromane, allerdings unter einem männlichen Pseudonym. Kurz vor ihrem dreiundzwanzigsten Geburtstag wird sie die erste Reporterin für die Zeitung Examiner. Als Chile Anfang des Jahres 1891 vor dem Beginn eines Bürgerkrieges steht, setzt sie sich bei der Zeitung durch und wird als Kriegsberichterstatterin nach Chile geschickt, zusammen mit ihrem jungen Kollegen Eric Whelan. Emilia hat nicht vor, sich hinter den Fronten zu verstecken, wie immer ist es ihr wichtig, für ihre Reportagen direkt im Geschehen mit den Menschen zu sprechen, mitten in dieser grausamen, blutigen Auseinandersetzung. Diese Erfahrungen und auch die Einblicke in das Land Chile, das Kennenlernen des ihr bisher unbekannten Mannes, der ihr Vater ist und ihrer chilenischen Wurzeln, verändern und prägen sie. Sie beginnt, ihre Geschichte aufzuschreiben.

Thema und Genre
Im Mittelpunkt dieses historischen Romans, der im 19. Jahrhundert spielt, steht mit Emilia del Valle eine freiheitsliebende, außergewöhnliche junge Frau, die sich den gesellschaftlichen Regeln ihrer Zeit widersetzt und ihren eigenen Weg geht. Gleichzeitig handelt dieser Roman von Chile, von den dort lebenden Menschen und der politischen Situation, die zu den blutigen Auseinandersetzungen des Jahres 1891 führt, von diesem Bürgerkrieg und den direkten Folgen.

Erzählform und Sprache
Emilia del Valle schreibt ihre Eindrücke und Erlebnisse chronologisch als Erinnerungen auf, bis sich daraus schließlich die ganze Geschichte ergibt. Daher ist die Erzählform die erste Person und dies bedeutet, dass wir die Ereignisse mit Emilas Augen sehen, verstärkt durch ihre Beobachtungen, Gedanken und Gefühle. Ihre Schilderungen der beeindruckenden Natur und des Umfeldes ergeben ein lebhaftes Bild Chiles zu dieser Zeit. Gleichzeitig setzt Isabel Allende gekonnt wiederholt entsprechende Reportagen Emilias ein, um zusätzliche Informationen und Details in journalistischer Form einzuflechten. Dies bringt sprachliche Facetten in den packenden, interessanten Stoff mit für mich neuem Wissen und Fakten, da ich bisher wenig über das Land und nichts über diesen dramatischen Bürgerkrieg und die realen Umstände wusste. Getragen wird die Handlung auch durch die unterschiedlichen Figuren, fiktive und einige reale Persönlichkeiten, die detailliert und lebensnah beschrieben werden.

Fazit
Ein sehr vielseitiger, eindrücklicher, bemerkenswerter Roman, spannendes Lesevergnügen von der ersten bis zur letzten Seite. Für mich eine weitere Bestätigung, warum Isabel Allende seit vielen Jahren eine meiner Lieblingsschriftstellerinnen ist.