Spannender historischer Roman mit einer Prise Kitsch

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
lesenlesen Avatar

Von

Isabel Allendes neuester Roman spielt im noch mexikanisch geprägten San Francisco und in Chile gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Erneut schickt die Autorin eine junge Frau durch einen spannenden Lebenslauf, geprägt von Familie, Politik, Gesellschaft und Liebe. Das kann sie einfach gut, auch wenn die einzelnen Heldinnen so allmählich in meinem Kopf miteinander verschwimmen – eigensinnig, leidenschaftlich, neugierig etc.

Die Geschichte von Emilia, die sich in einem damaligen Männerberuf etabliert und Journalistin wird, ist detailreich, manchmal ausschweifend erzählt, gerade, wenn es um andere Familienmitglieder und deren Geschichte geht. Dazu wird durch lebendige Szenen Lokal- und Zeitkolorit vermittelt, wie man sich kleidete, wie man reiste, was man aß, die Rolle der Frauen, das Leben der Minenarbeiter und mehr.

Ihr Beruf führt Emilia mitten in den chilenischen Bürgerkrieg, die Grauen des Krieges werden eindringlich erzählt. Emilia landet sowohl an der Front als auch im Krankenhaus und schließlich im Gefängnis. Eingeschoben sind immer wieder kurze Reportagen der jungen Journalistin, die die Geschichte auflockern und auch Hintergrundinformationen liefern.

Das Setting hat mir sehr gut gefallen und etwas geschichtliche/politische Bindung hat man auch mitbekommen. Weniger gelungen fand ich die Liebesgeschichte, die stellenweise doch zu kitschig für meinen Geschmack war, das Buch hätte das nicht gebraucht, aber so ganz ohne kommt Allende wohl nicht aus. Auch der Teil der Geschichte, in dem Emilia ihren Vater findet, ist mir nicht wirklich nahe gegangen.

Den Schluss fand ich zu abrupt und ein bisschen seltsam, hier hätte man mehr draus machen können. Ich hätte so gern mehr aus dem Leben der Mapuche erfahren, wäre noch etwas mehr in die raue Natur eingetaucht, aber dann war das Buch plötzlich zu Ende…