Female Empowerment – sehr lesenswert!

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stina23 Avatar

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Es beginnt im Paradies. Lilith, die erste Frau, lebt dort glücklich und gleichberechtigt mit Adam, bis sie eine Veränderung bemerkt. Adam ist der Ansicht, dass sie sich ihm unterzuordnen hat. Lilith nimmt das nicht so hin und wird aus dem Garten Eden verbannt. Eva tritt an ihre Stelle, aus Adams Seite erschaffen, ihm zu dienen. Das kann Lilith nicht mitansehen. Sie erinnert sich an ihre und Adams Mutter, Göttin Asherah, und an die Kraft und Wichtigkeit der Weiblichkeit in der Welt. Sie möchte das entstandene Ungleichgewicht wieder beseitigen, was ihr jedoch nicht gelingt. Evas Nachkommen leben fortan in Unterdrückung. Die unsterblich gewordene Lilith reist durch die Zeit, um das Wissen um die Gleichberechtigung in die Welt zu tragen und das Unrecht, das Frauen angetan wird, zu berichtigen. Frauen sollen als das gesehen werden, was sie sind. Die gleichwertige Hälfte des Ganzen. Doch Gott Jahwe ist ein zorniger, eifersüchtiger Gott, der Männern eine übergeordnete Rolle zuteilt und mehr und mehr Anhänger findet. Die Erdgöttin, in ihren verschiedenen Ausformungen, wird über die Jahrtausende vergessen und die Erde selbst wird schlecht ausgebeutet und ist dem Untergang geweiht.
Die Autorin erschafft mit ihrer Version von Lilith eine bewundernswerte, starke, kluge, weitsichtige Figur. Wie am Ende des Romans in den historischen Anmerkungen zu erkennen ist, hat sie viel Recherchearbeit geleistet, viele Texte durchforstet, um ihrer Hauptfigur gerecht zu werden. Sie lässt sie so real, lebendig und authentisch wirken und Lilith aus der Ich-Perspektive oft mit fantastischem Humor erzählen. Über all die Jahrtausende, die Lilith lebt, entwickelt und verändert sie sich und lässt uns an einer Theorie/Weltanschauung/Religion teilhaben, die so viel Wunderbares in sich trägt. Nur als Ganzes sind wir erfolgreich, nur im Hier und Jetzt spielt sich das Leben ab, solange Ungleichgewicht herrscht, wird nichts Gutes entstehen können. Lilith weiß um die Wichtigkeit der Frau, verteidigt sie, fördert sie und sieht, wie wenig Erfolg sie doch über ihre unendliche Lebenszeit damit hat. Gleichzeitig wird der Mann aber nie als unwichtig angesehen, die Macht Einzelner, die dann allgemeine Meinungen und Religion prägen, dagegen sehr. Zwischendurch befürchtete ich, dass sich die Geschichte zu sehr an der christlichen Religion orientiert, als Maryam aus Magdala (auch bekannt als Maria Magdalena) ins Spiel kam. Doch das Gegenteil war der Fall. Die Autorin öffnet neue Wege, regt zum Nachdenken an, bricht mit Gedankenstrukturen. Auch die Verknüpfung, die sie mit der Gegenwart und den heutigen Problemen der Frauen und der Umwelt findet, hat mit gut gefallen.
Über dieses Buch gäbe es noch so viel zu sagen.
Von mir kommt eine riesige Leseempfehlung! Mich hat es begeistert, nachdenklich gemacht und sehr gut unterhalten.