Cassandra grüßt das Murmeltier

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justm. Avatar

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Cassandra arbeitet in einer PR-Agentur. Dabei hat sie es weder mit Menschen, noch wirklich mit Werbung. Wenig verwunderlich, daß ihr Job ihr keinen Spaß macht. Wenigstens ist da noch Will, ihr Freund. Nur macht der plötzlich mit ihr Schluß und Cassandras Leben gerät irgendwie aus den Fugen. Oder ist es „nur“ die Zeit, die aus den Fugen gerät? Denn plötzlich erlebt Cassandra den Tag der Trennung erneut.

Was ein wenig, wie eine moderne Art von „Und täglich grüßt das Murmeltier“ klingt, ist eigentlich die Geschichte einer Frau Anfang 30, die kein leichtes Leben hat: Die Eltern sind verstorben, die Wohnsituation schwierig, genauso der Job und der Rest des Privatlebens.
Irgendwie fühlt sich in Cassies Leben alles schwierig, alles anders an. Sie selbst fühlt sich anders, hadert mit ihren Mitmenschen, dem Leben und sich selbst.

Autorin Holly Smale hat auf knapp 400 Seiten eine Geschichte geschaffen, die mich beinahe sofort in ihren Bann gezogen hat. Wenige Bücher haben es in der letzten Zeit geschafft mich so sehr am Lesen zu halten, wie dieses.

Manche mögen Hauptfigur Cassandra anstrengend finden. Und vielleicht ist sie das auch. Aber Smale gelingt es hervorragend auch aufzuzeigen, wie anstrengend einfach alles auch für Cassandra ist. Man fühlt mit ihr und all ihre kleinen „Eigenheiten“ machen irgendwie auch Sinn.

„Mein schrecklich schönes Leben“ ist gleichzeitig locker, modern und schafft es durch immer wieder auftauchende Vergleiche zur griechischen Mythologie (trägt doch schon die Hauptfigur selbst den Namen einer griechischen Seherin) dennoch einen Bogen zu etwas vermeintlich Verstaubtem und Altem zu schlagen; etwas das dem Zeitreise-Element der Geschichte gleichzeitig entgegensteht und dennoch absolut passend als Ergänzung erscheint.

Letztlich reist Cassie aber nicht nur immer und immer wieder in ihre eigene Vergangenheit, um Dinge zu ändern, zu verbessern oder aus Versehen doch zu verschlimmern, nein sie reist vor allem zu sich selbst. Lernt sich und die Welt um sich herum besser zu verstehen.
Erst am Ende (wenn auch wenig überraschend) ergibt alles irgendwie ein wenig mehr Sinn und läßt vieles nachvollziehbarer und authentischer erscheinen.
Bei all dem ist man ganz nah dabei und wer, wie ich, nah am Wasser gebaut ist, wird sicher ein Taschentuch brauchen.

Fazit: Dieses Buch ist nicht einfach die hundertste Herzschmerz-Geschichte, mit kleinem Fantasy-Element.
Nein, viel mehr ist es ist ein Buch über die Liebe und andere große Gefühle, das Leben, das Anderssein und Akzeptanz. Ein Buch mit einer Heldinnen-Geschichte der etwas anderen Art. Vor allem: ein Buch das begeistert!