interessanter und erschreckender Einblick in eine fremde Welt

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irismaria Avatar

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Ich beobachte seit einiger Zeit mit wenig Verständnis aber wachsender Besorgnis, wie rechte Gedanken immer mehr Aufwind haben und die Zahl von Menschen wächst, die sich mit unserer Demokratie nicht identifizieren.
Da ich gerne Erfahrungsberichte lese, war dieser Einblick in den Werdegang eines Neonazis für mich interessant. Das Besondere ist, dass das Buch nicht nur autobiografische Episoden enthält, sondern auch eine politisch-psychologische Analyse der Entwicklungen. Der Autor Christian Weißgerber gehörte bis 2010 zur Führung einer thüringischen Neonazi Gruppe und beschreibt ausführlich wie er dazu kam. Es beginnt fast schon klassisch mit einer Kindheit mit prügelndem Vater, der ihm , autoritäres Gedankengut einimpft, über eine Jugend mit Freundschaften, die immer stärker der rechten Szene angehören, dann kam eine Nazibraut als erste Freundin und selbst bei der Bundeswehr und im Studium traf Weißgerber immer wieder auf Gleichgesinnte. Für ihn spielte auch die Musik eine wichtige Rolle, sowohl als Zuhörer als auch später selbst als Musiker. Dadurch finden sich sehr viele Texte mit rechtem Inhalt im Buch wieder, die er beschreibt und analysiert. Daneben gibt es neben rechtem Gedankengut auch viele Überlegungen über Verschwörungstheorien die auch durchs Internet geistern (Reichsbürger). Leider entspricht der Schreibstil eher einer Seminararbeit an der Uni als einer lebendig geschriebenen Erzählung so dass das Buch recht mühsam zu lesen ist und auch die kruden Theorien sind gewöhnungsbedürftig zu lesen. Davon abgesehen ist das Buch ein interessanter und erschreckender Einblick in eine fremde Welt