Schonungslos ehrlich

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kleinemaus90 Avatar

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[...]Wenn wir verstehen wollen, warum Menschen zu nazis werden,müssen wir hinter die verschlossenen Türen und Jalousien des 》ganz normalen《deutschen Familienaltages blicken[...]
(S. 23,mein Vaterland-warum ich ein Neonazi war)

Zugegeben,dieser Satz stieß mir erst sehr sauer auf.
Kam er doch für mich so rüber, als ob jeder "normale" deutsche ein (neo)Nazi ist bzw einer werden kann,sobald er einschneidende Erlebnisse erlebt.
Und ja,nach diesem Satz,der relativ weit am Anfang vorkommt, wollte ich das Buch eigentlich abbrechen und weglegen.
Wie gut,dass ich es nicht getan habe.

Christian E. Weißgerber beschreibt in seiner Autobiografie seinen Werdegang vom Problemkind zum Nazi.
Immer abgestempelt, als Kind,als Jugendlicher, als Erwachsener.
Offen,ehrlich,bissig und trotzdem gespickt mit Humor.
Auch gibt er nicht anderen die Schuld für seine Gesinnung, sondern er beschreibt,wie er nach und nach abrutscht,sich Gruppen anschließt und letzendlich ein (neo)Nazi wird.
Ich denke ,gerade in der heutigen Zeit,in Zeiten des Fremdenhasses,welches durch die Gesellschaft noch verstärkt wird und weswegen die Rechte Partei immer mehr an Zuspruch gewinnt,sollten wir uns alle Fragen: Wollen wir wirklich wieder solche Zustände wie 1945? Wo schon eine falsche Religion zum Tod führt?
Oder ein falsches Wort?

Herr Weißgerber schreibt sehr sachlich und wie ich finde mit einem Blick von oben.
Dieser ermöglicht jedoch einen rundum Blick.
Auch teilt er seine Erlebnisse in verschiedene Abschnitte,weswegen die Chronologie gut eingehalten worden ist.
Und es zeigt,dass nicht immer die anderen schuld sind!
Ein wirklich sehr ehrliches Buch,wie wir es so schnell bestimmt nicht wieder erleben werden.