Sinneswandel fraglich

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
siegerländerin Avatar

Von

Der Autor Christian E. Weißgerber hatte keine leichte Kindheit: Sein alleinerziehender Vater gestaltete die Erziehung von Christian & seiner Schwester mit Schlägen, von der Vermittlung moralischer Werte ganz zu schweigen. So gerät die weitere Entwicklung auch dementsprechend in falsche Bahnen und Christian sucht im Umfeld mit rechter Gesinnung sein Heil.

Was mich bei all den Schilderungen und Einblicken störend auffällt, ist die gegenwärtige Distanz zu dem rechten Umfeld. Es werden rechte Songtexte zitiert, es wird mehrfach hervorgehoben, dass man auf dem Gymnasium war und es während der Zeit in der rechten Szene von seiner Seite aus niemals zu körperlichen Auseinandersetzungen gekommen sei, an anderer Stelle wird dahingegen aber die körperliche Kraft dargestellt und von Kampfsport berichtet.
Irgendwie fehlt mir bei den Schilderungen das Quäntchen Selbstreflektion und, ja, ein gewisses Maß an Reue. Ich will niemandem zu nahe treten, aber stellenweise wirkt es in dem Text so, als ob man sich damit brüsten würde, nach dem Motto "ich war dabei".

Das Buch lässt das gewisse Maß an aktueller kritischer Sichtweise vermissen, die man erwartet, wenn jemand behauptet, sich von seiner Vergangenheit distanziert zu haben. Ich hätte mir aus Sicht des Autors eine klar gezogene Grenze zu seiner Vergangenheit gewünscht, denn mit den hier enthaltenen Songtexten und Schilderungen sehe ich für so manch haltlosen Menschen die Gefahr, sich von dieser Gesinnung fasziniert zu fühlen.