Eine kleine Geschichte, die berührt und Mut macht

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smartie11 Avatar

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„Vielleicht gibt es mich ja gar nicht, und ich bin nur eine Einbildung von mir. Aber dann dürfte ich eigentlich auch kein Spiegelbild haben. Und keine Angst. Habe ich aber.“ (S. 13)

Meine Meinung:
Lisa ist fast neun, sehnt sich aber schon danach, endlich erwachsen zu sein und ihrem Leben entfliehen zu können. Seit ihre Eltern arbeitslos geworden sind, suhlen sie sich nur noch im Selbstmitleid und Lisa vereinsamt und verwahrlost immer mehr. Sie ist hochintelligent, hat aber keinen einzigen Freund und wird in der Schule von allen gemobbt, selbst von ihrer Lehrerin Frau Gumpenhuber. Doch als eine kleine außerirdische Reisegruppe auf einem interstellaren Tagesausflug mit Spaziergang, zwei Mahlzeiten und einer Übernachtung einen Reiseteilnehmer auf der Erde vergisst, findet Lisa endlich einen Freund: Klakalnamanazdta. Lisa nennt ihn Walter und Walter hilft Lisa, wieder Freude am Leben zu empfinden…

Schon nach wenigen Seiten hat mich diese Geschichte berührt. Lisa, allein gegen den Rest der Welt. Ein Mädchen, noch ein Kind, das endlich erwachsen sein möchte, um allem und jedem zu entfliehen. Das ist traurig, sehr traurig, aber leider auch viel zu oft Realität in unserer Gesellschaft. Die Tipps, die Walter Lisa hier gibt, sind ebenso allgemeingültig, wie z.B. mehr Selbstbewusstsein zu schaffen (vielleicht über Kung-Fu), aktiv nach Freunden mit gleichen Interessen zu suchen oder auch einfach andere ernst zu nehmen, um selbst ernst genommen zu werden. Gefreut hat es mich aber auch, dass es trotz der Ernsthaftigkeit der Thematik und dem Tiefgang auch Momente zum Schmunzeln gibt, wie z.B. das Staubsauger-Raumschiff oder auch Lisas trockener Facepalm-Kommentar "Jetzt rappen sie wieder...". Das lockert die Geschichte auf und verleiht ihr einen bittersüßen Beigeschmack.

Julius Thesing hat diese wirklich schöne, kleine Geschichte perfekt in schwarz-weiß-Bilder transformiert und es dabei geschafft, die Atmosphäre und Lisas Gefühle sehr gut zu transportieren. Die Figuren erinnern mich mit ihren runden Gesichtern und Knollnasen an die Sesamstraße. Ein gewollter Effekt? Denn größer kann die Diskrepanz zwischen der fröhlich-bunten Welt der Sesamstraße und der traurig-grauen Tristesse von Lisa gar nicht sein. Toll gemacht!

FAZIT:
Ein ganz besonderer Comic-Roman mit bittersüßer Geschichte und tollen Illustrationen