Einen Außerirdischen zum Freund oder Du bist nicht schuld!

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firlefantastisch Avatar

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Sibylle Berg hat mit „Mein ziemlich seltsamer Freund Walter“ ihren ersten Kinder-und Jugendroman geschrieben, einen Comicroman.
In ihm geht es um die unglückliche, fast 9-jährige Lisa. Unglücklich, weil Lisa keine Freund*innen hat und sie glaubt, selbst Schuld daran zu sein, weil sich ihre Eltern desinteressiert an der Welt und ihrem Kind gehen lassen oder weil sie Angst vor ihrem Schulweg hat, auf dem sie auf herum pöbelnde, gelangweilte Jugendliche trifft. Auch in der Schule ist sie unglücklich und einsam. Der Platz neben ihr bleibt leer. Statt mit anderen Kindern zu spielen und zu erzählen, wird sie von ihnen gehänselt und ausgelacht: „Sie sieht dann verwirrt aus. Und ein bisschen bescheuert. … Jeder ist froh, nicht Lisa zu sein“ (31). Lisa verkriecht sich lieber heimlich in ihre Bücher, die sie in die Welt der fremden Planeten und der Astronomie verführen. Überhaupt interessiert sie sich für alles, was mit dem Weltall zu tun hat: Teleskope, Galaxien, unbekannte Flugobjekte und Außerirdische.
Und tatsächlich landet eines Nachts ein Ufo und mit ihm Klakalnamanazdta, oder eben Walter. Er freundet sich schnell mit Lisa an und nimmt ab da an ihrem Leben teil. Er begleitet Lisa in die Schule, gibt Tipps, stellt kluge Fragen, ermutigt das Mädchen für seine Anliegen einzustehen und bringt es zum Lachen.

Leicht und behände kommt die Sprache daher. Mal wird aus der Perspektive von Lisa in der dritten Person erzählt und mal wird dialogisch die Geschichte vorangetrieben. Es ist ein Roman, der Mut macht, nicht aufzugeben, an sich und seine Stärken zu glauben. Walter ist für andere unsichtbar und vielleicht existiert er auch wirklich nur in Lisas Phantasie, aber er zeigt ihr auf, dass es einen Ausweg gibt und verhilft ihr zu mehr Selbstbewusstsein. Die Lösungen von Walter mögen ein wenig schlicht und schnell daherkommen angesichts der komplexen Herausforderungen in Lisas Alltag. Die Aussagen, die meiner Meinung nach dahinter stehen, „Du bist nicht Schuld!“ und „Du hast Einfluss!“, werden dennoch deutlich.

Der Inhalt des Buches wird darüberhinaus auch durch freche und witzige Illustrationen in schwarz-weiß transportiert, die passend den Text begleiten oder ihn sogar ergänzen. Ich finde, dass das Buch, nicht nur wegen der Thematik, sondern auch aufgrund der zahlreichen Bebilderung, des geringen Umfangs der Textpassagen und des abwechslungsreichen Layouts, sowohl für junge Vielleser*innen, als auch für Kinder, für die das Lesen herausfordernd ist, unterhaltsam und lesenswert ist.