Sehr empfehlenswertes Leseerlebnis

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la calavera catrina Avatar

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Vorhang auf! «Mein ziemlich seltsamer Freund Walter» ist ein berührender Comicroman des gleichnamigen Theaterstücks und erzählt in drei Teilen von der unglücklichen neunjährigen Lisa, die als Außenseiterin unter Einsamkeit, Armut und Ängsten leidet. Zuhause muss sie viel Verantwortung übernehmen, weil ihre Eltern sich nicht um sie kümmern. Szenenhaft begleitet man sie auf ihrem Schulalltag, geprägt von Mobbing und Ausgrenzung, und empfindet großes Mitgefühl für die schlaue Lisa, die nicht weiß, wie sie sich aus dieser Lage befreien soll. Viel zu viel Ballast für ein Kind, was man auch beim Lesen spürt. Der außerirdische Walter ist als Tourist auf der Erde und für Lisa wie eine Art Befreiungs-Couch, der ihr mit Rat und Tat zur Seite steht. Als unsichtbarer Freund zeigt er ihr Lösungen auf, berichtet von einer anderen Welt und baut ihr mit modernster Technik ein cooles Gadget. Das hat mir sehr gut gefallen, weil er viele Aspekte aufgreift, gepaart mit einer Portion Fantasie, von denen man beim Lesen profitiert, auch wenn es stark vereinfacht ist. Es geht um Freundschaft, Anderssein, Mut und Toleranz, das Verständnis für ein gelungenes Miteinander und gegenseitige Unterstützung.

Die Gestaltung ist originell und verspielt, sowohl die Texte als auch die Schwarz-Weiß-Illustrationen, die mit Aussagekraft und Humor überzeugen. Die wörtliche Rede ist fett gedruckt und passende Köpfe lassen keinen Zweifel an der Zuordnung. Eine Erzählstimme füllt die Geschichte mit Kontext, quasi ein Hörspiel für die Augen. Außerdem agieren die Figuren mit dem Text, wie auf einer Seite, als Lisa auf ein Wort zeigt, welches sie nicht kennt. Überhaupt begeistern die liebevollen Details oder die Erschaffer Sibylle Berg und Julius Thesing, die auch im Buch zu finden sind. Der Comic hat überraschend viel Tiefe, wenn man die Lesedauer bedenkt, denn durch die „Großartigkeit“ von Wort und Bild fliegt man förmlich durch die Seiten. Mir fällt absolut nichts ein, was dagegen spricht, dieses Buch zu lesen. Selbst wenn man sonst keine Comics liest, wird man feststellen, dass dieses Werk eine „neue Dimension“ an Möglichkeiten bietet, Geschichten zu erleben. Ich bin jedenfalls begeistert und empfehle besonders Kindern ab zehn Jahren, die sich traurig und nicht dazugehörig fühlen, diese hoffnungsvolle Geschichte.