Eigentlich eine Novelle

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sago Avatar

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In nicht einmal zwei Stunden hatte ich dieses schmale Bändchen durchgelesen. "Eine wunderschöne melancholische Ballade" schwärmte ein französisches Magazin über das Buch. Ich selbst würde es eher eine Novelle nennen als einen Roman, daher vergebe ich auch schweren Herzens nur drei Sterne. Ich bin einfach kein Fan von Büchern, die nur ca. 150 Seiten haben, und dann noch mit viel Platz zwischen den Kapiteln.
Die Story dagegen überzeugt. Die namenlose französische Ich-Erzählerin erfährt, dass ihre amerikanische Freundin Molly aufgrund eines Aneurysmas ins Koma gefallen ist. Die drei Monate dieses Komas überbrückt sie, indem sie sich in einer Art Tagebuch an ihre Freundin wendet, die sie nicht besuchen darf. Darin erzählt sie von ihrer gemeinsamen Freundschaft, von der Angst, Molly zu verlieren, und von der schrecklichen Entdeckung, dass ihr eigener Mann eine Affäre mit einer seiner jungen Studentinnen hat.
Zunächst ist die Freude groß, als Molly sich zurück ins Wachsein kämpft. Doch sie ist nicht nur halbseitig gelähmt, sondern schwer erschüttert von der Nahtoderfahrung. Die Operation des Aneurysmas hat ihr Kurzzeitgedächtnis geschädigt. Molly ist nicht mehr die Alte, und die Erzählerin bringt es nicht über sich, ihr die Tagebucheinträge zu geben, sie mit ihren eigenen Eheproblemen zu belasten. Sie verblassen angesichts Mollys Schicksal, die zunächst wieder bei ihren Eltern einziehen muss trotz ihrer 40 Jahre, und ein Leben lang wahrscheinlich Pflegerinnen brauchen wird.
Die Erzählerin besucht Molly immer wieder in den USA, und ist zunächst irritiert, wie sich immer mehr Freunde und Kollegen von Molly zurückziehen, da diese oft sehr ungehalten und mit ihrem Leid verständlicherweise überfordert ist. Eben noch in der Filmbranche erfolgreich, wird sie nun zum Teil zum hilflosen Kind.
Doch schließlich reagiert die Erzählerin genau wie Mollys übriges Umfeld: Sie zieht sich immer mehr zurück, denkt an Molly lieber als an den Menschen, der sie früher war.
Die Geschichte ist einerseits sehr ergreifend. Es kommt einem der Gedanke, dass es einem jederzeit auch so gehen könnte, so wie Molly oder so wie der Erzählerin. Die Figuren dieses kleinen Romans sind im Grunde sehr einsam. Zwar hat die Erzählerin Kinder und Ehemann, wagt aber lange nicht, dessen Affäre überhaupt anzusprechen oder ihr wirklich auf den Grund zu gehen. Die Isolation der Figuren ist realitätsnah und daher erschütternd.
Andererseits rauscht die ganze Geschichte durch ihre Kürze am Leser vorbei, beinahe wie ein Spuk,