Meine amerikanische Freundin

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raschke64 Avatar

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Zwei Freundinnen – eine in Paris, Molly in New York. Sie arbeiten beide in der Filmbranche und sind eng befreundet. Dann fällt in New York Molly ins Koma und verbleibt dort für lange Zeit. Als sie wieder erwacht, ist sie halbseitig gelähmt, völlig verändert, mit einem ganz schlechten Kurzzeitgedächtnis. Vorher komplett unabhängig und selbständig, lebt Molly jetzt bei ihren Eltern. Ihre Freundin aus Paris besucht sie mehrfach …

Das Buch ist nur 150 Seiten dick und man hat es schnell durchgelesen, denn der Stil ist einfach und gut lesbar. Man kann sich die Frauen sofort vorstellen und auch die Situation, in der beide sind. Gestört hat mich, dass die Ich-Erzählerin keinen Namen bekommt. So beschreibt man das Buch immer als „Molly und ihre Freundin“. Dadurch wirkt die Freundin für mich unpersönlich. Ansonsten ist es aber beeindruckend. Die Schilderungen der Freundschaft, der Veränderungen und dann auch des wahrscheinlichen Auseinanderbrechens sind direkt und gradlinig, ohne Umschreibungen. Auch wenn es mir beim Lesen nicht gefallen hat, wie auf das Ende zugesteuert wird – es ist die Wahrheit. Freundschaft beweist sich erst in schweren Zeiten. Doch auch da ist sie nur begrenzt lebensfähig, denn Freundschaft besteht aus Geben und Nehmen. Und wenn aufgrund welcher Umstände auch immer ein Teil nur noch Nehmen kann oder will, hat der andere Teil irgendwann das Gefühl, dass die Freundschaft ausgenutzt wird und für einen selber nichts mehr bringt. Und dann beginnt die Überlegung, ob sich so eine Freundschaft wirklich noch lohnt … Denn eine Freundschaft, die nur aus Pflicht oder Mitleid besteht, ist für mich keine richtige mehr. Man betrauert den Verlust, man verflucht seine eigene Ohnmacht, nicht helfen zu können – und trotzdem geht die Freundschaft. Ein gutes Buch.