Meine amerikanische Freundin: Innerer Monolog mit vielen Reflexionen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
yellowdog Avatar

Von

Meine amerikanische Freundin ist ein Roman der französische Autorin Michele Halberstadt, die beruflich auch mit Film zu tun hat. So laufen viele glaubhaft geschilderte Details über die größtenteils amerikanische Filmbranche auch in die Handlung dieses Romans hinein, denn sowohl die Erzählerin als auch ihre Freundin Molly, die im Koma liegt, sind in der Filmbranche.
Obwohl eigentlich sehr unterschiedlich verlangt, sind sie gute Freundinnen, die sich in der Vergangenheit immer gut ergänzt haben.

Die inneren Reflektionen der Ich-Erzählerin und ihre Ansprachen an die im Koma liegende Molly sind wie Beschwörungen an ihre Freundschaft und den Wert des Lebens.
Ob es dadurch gleich eine melancholische Ballade ist, wie der LE NOUVEL OBSERVATEUR auf der Rückseite behauptet, weiß ich nicht. Emotional ansprechend ist das Buch aber wirklich.
Die Autorin verzichtet aber auch kitschige Momente und setzt Pathos nur sparsam, und wenn, gezielt ein.
(wenn ich da im direkten Vergleich an David Forenkinos denke, wie dick er aufträgt, und dabei noch so unerklärlich erfolgreich ist. Da komme ich mit Michele Halberstadts Stil besser zurecht.
Das der Erzählton so wirksam wird, liegt vermutlich auch an der guten Übersetzung von Corinna Rodewald, so jedenfalls mein Eindruck.

Michele Halberstadt gelingt es, Mollys Persönlichkeit gut zu porträtieren. Eine liebenswerte, brillante Frau, aber auch sarkastisch und direkt.

In der Mitte des Buches gibt es einen Bruch in der Handlung wodurch auch das Thema erweitert wird.
Hier möchte ich aber nicht zu viel verraten, damit es sich für etwaige Leser dieser Rezension noch lohnt, den Roman selbst zu lesen. Und das kann ich auf jeden Fall empfehlen.

Obwohl der Roman mit nur 152 Seiten kurz ist, wirkt er durch die gewählte, intensive Erzählform in keinster Weise wie ein kleiner Roman.