Auf der Suche nach Zugehörigkeit

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leseclau Avatar

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Alice und Hanna sind Zwillinge, zweieiig, wie sie immer betonen. Und sie könnten auch unterschiedlicher nicht sein. Da ist die friedliebende Alice, die nicht auffallen und anecken möchte und die ihr ganzes Leben damit beschäftigt ist, ihrer Mutter zu gefallen. Und da ist Hanna, die versucht Anerkennung durch Rebellion und Lebensfreude zu bekommen. Doch beide buhlen vergeblich um Liebe, Zusammenhalt und Anerkennung ihrer Persönlichkeit durch die Eltern.

Die Mutter selbst scheint bindungsunfähig, erschwindelt sie sich doch skrupellos die Ehe mit Paul. Dieser ist im Grunde nur an seiner Karriere interessiert und bietet den Mädchen (und dem narzisstischem Bruder) auch keinen Halt.

Und so kämpfen sich die Schwestern durchs Leben. Alice ist ständig auf der Suche nach Zugehörigkeit. Doch wie soll sie Bindungsfähigkeit lernen, wenn sie ihr nicht vorgelebt wird? Ihre Verzweiflung, Freundinnen zu finden und förmlich an sich zu ketten, ist erschütternd zu lesen! Hanna scheint erstmal besser im Leben klarzukommen, bis auch sie vom Schicksal eingeholt wird.

Rebecca Wait stellt immer wieder eine anderes weibliches Familienmitglied in den Vordergrund. Dadurch werden die Verzweiflung, die Bemühungen und die Hintergründe des Handelns der einzelnen Protagonistinnen verständlich. Sie urteilt nicht, sondern erzählt. Und das ganze sehr pointiert und auf den Punkt.
Richtig warm bin ich mit keiner der Frauen geworden. Das hat aber dem Lesevergnügen keinen Abbruch getan. Denn gefangen in der Geschichte war ich dennoch.