Chapeau!

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anana Avatar

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„Ihr scheint, sie kennen sich in ihrer Familie nicht richtig gut. Jahrelang haben sie zusammen in einem Haus gewohnt und sich trotzdem nie kennengelernt. Stattdessen haben sie die Geschichten, die sie voneinander erzählen.“

Im Mittelpunkt von „Meine bessere Schwester“ von Rebecca Wait stehen die Zwillingsschwestern Alice und Hanna, ihr Bruder Michael und die Mutter Celia. Die Beziehungen sind zerrüttet, als sie nach einigen Jahren anlässlich einer Beerdigung erstmals wieder aufeinandertreffen. Aus der Sicht der einzelnen Familienmitglieder wird sodann erzählt, wie es zu den Zerwürfnissen kam und was geschieht, wenn alte Wunden wieder aufbrechen.

Rebecca Wait thematisiert die Folgen, wenn Eltern und Kinder sich absichtlich und unabsichtlich gegenseitig verletzen sowie schwierige Themen und Momente der Selbsterkenntnis verdrängt werden. Dabei ist es ihr gelungen, keine der Figuren als Klischee darzustellen. Niemand ist hier perfekt oder nur ein Opfer. Vielmehr entfalten sich die Figuren auf eine sehr nahbare Art und Weise in ihrer ganzen Komplexität.

Ich bin durch die Seiten des Romans nur so geflogen und musste doch beim Lesen regemäßig innegehalten, um ganze Absätze mehrmals zu lesen. So treffend werden die Gefühlswelten geschildert.

Was bedeutet Zusammenhalt in einer Familie? Welche Art der Liebe innerhalb der Familie ist etwas wert? Wie unter einem Mikroskop werden diese Fragen beleuchtet. Und auch wenn es darauf keine letztgültigen Antworten gibt, so zeigt „Meine bessere Schwester“ eindrucksvoll, dass man ihnen nicht ausweichen kann.

En intelligenter Unterhaltungsroman im aller besten Sinne.

Chapeau!