Sprunghafte Geschichte

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adhara Avatar

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In ihrem Roman "Meine bessere Schwester" geht die Autorin Rebecca Wait auf die spannungsgeladene Beziehung der beiden Zwillingsschwestern Alice und Hanna ein - sowie auf deren jeweilige Verbindung zu den übrigen Familienangehörigen. Dabei folgt die Autorin jedoch einem zeitlichen Erzählmuster, das sich der Leserin und dem Leser nicht immer ganz erschliesst. So erlebt man zunächst eine recht skurrile Situation bei der Beerdigung der Tante der Zwillinge. Während sich Hannah souverän und ganz Frau von Welt zeigt, legt Alice eine kriecherische Haltung an den Tag und unterwirft sich ganz der dominanten Mutter - die Schwester der Verstorbenen. Mit von der Partie ist noch der verhältnismässig farblose Bruder der Zwillinge. Schnell kann man sich ein Bild von den gespannten Familienverhältnissen machen - doch wird man beim Lesen dann immer wieder in eine andere Zeitspanne und eine teilweise grundsätzlich unterschiedliche Situation katapultiert. Das hemmt den Lesefluss und macht es schwierig, sich ganz auf die vertrackte Familiensituation einzulassen. Auch die Protagonistinnen - Hanna, Alice und ihre Mutter - wollen einem nicht so recht ans Herz wachsen. Sobald man glaubt, einen Zugang zu ihnen gefunden zu haben, verhalten sie sich so, dass man gerne auf Distanz bleibt.

Besser strukturiert und mit vor allem mit etwas mehr echtem Tiefgang hätte dieser Roman sein Potenzial bedeutend besser ausschöpfen können. So bleibt er eher im Sumpf des Mittelmasses stecken.