Italienische Sommer und eine besondere Freundschaft

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berit.blaubaer Avatar

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Im Sommer 2016 wurde nicht wenig Wind gemacht um den neuen Roman von Ella Ferrante. Ich wäre wohl nie auf die Idee gekommen, ihn mir zu kaufen (bekanntlich reizen mich mehr die Geheimtipps als die Bestseller), doch meine Mutter hat mir dieses Buch geliehen mit der Bemerkung, sie sei gespannt auf meine Meinung. Die Rezeption dieses Romans ist einigermaßen kontrovers: Auf der einen Seite loben Kritikerstimmen es in den Himmel bis zum Gehtnichtmehr, auf der anderen Seite fallen Worte wie "völlig unnachvollziehbarer Hype", "überbewertet" und "nichts Großes".
Nun, die ersten 100 Seiten konnte ich eher mit letzterer Riege sympathhisieren. Irgendwie ´plätscherte die Handlung ziemlich träge vor sich her und die Protagonistin & ich-Erzählerin zährte mit ihrem mauen Selbstwertgefühl und ihrer neidvoller Missgunst gehörig an meinen Nerven. Doch dann, irgendwann, irgendwie, hab ich mich auf den Schreibstil einlassen können und die vielen Charaktere begannen sich deutlicher voneinander abzuzeichnen und wiesen allesamt eine erstaunliche Tiefe auf, wie man es nicht alle Tage lang liest. Über den Haupt-Handlungsstrang um die Freundschaft zwischen Lila und Ellena hinaus offenbart Ferrantes Roman ein verblüffend gesellschafts-kritisches Buch, dass sich durch tiefgreifende und berührende Beziehung unter den Figuren auszeichnet, die alle ihre Leben führen, zwischen Armut und Wohlstand, zwischen Ausbrechenwollen und immer im Käfig gefangen bleiben. Zwischen Lila und Lenù. Ich möchte an dieser Stelle schließen mit einem Zitat aus einer rezension, die nich soeben auf Lovelybooks entdeckt habe und meine Gedanken ziemlich gut widerspiegelt:
"Meine geniale Freundin" ist kein Buch mit dem ich großartig geweint, gelacht oder welches mich unglaublich überrascht hat, es hat mich vielmehr auf eine ganz andere Art und Weise berührt, die ich nicht wirklich in Worte fassen kann."