Lesenswert

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yellowdog Avatar

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Der Verkauf von "Meine geniale Freundin" hat natürlich vom Ferrante-Hype profitiert und manche neigten auch dazu, den Roman und Ferrantes Stil zu überschätzen, doch neutral betrachtet bin ich davon überzeugt, dass das Buch wirklich viel zu bieten hat.
Es zeigt das Leben der sozialen Unter- bis Mittelschicht in Neapel doch auf eindringliche und glaubhafte Art. Die icherzählerin Elena und ihre Freundin Lila wachsen in gewissen Zwängen der italienischen Gesellschaft auf. Es ist aber auch nicht direkt eine unglückliche Kindheit, doch schon in der Schule merken die Mädchen, dass Aufstiegschancen in die höhere Schule trotz Begabung schwierig sind. Besonders Lila hat gute Anlagen, Selbstbewusstsein und Ehrgeiz, das gilt für Elena aber auch. Sie versucht es mit großen Fleiß zu schaffen.Die familie hat Zweifel, die Unterstützung ist nicht groß. Für mich ist das DAS Thema des Buches, kann man es im Leben schaffen, auch wenn man von unten kommt. Deswegen interessierte mich das Buch trotz einiger Längen so. Hinzu kommt das stimmige Portrait der Stadt und der Zeit sowie die langandauernde Freundschaft zwischen den beiden Hauptfiguren, die nicht ohne Schwierigkeiten ist, aber Tiefe hat.

Erzählt wird die Geschichte rückblickend. Der schlichte Stil kommt der breit angelegten Geschichte entgegen. Ich halte den Roman für lesenswert, das gilt auch für die Fortsetzung und auf Teil 3 warte ich schon.