Unter dem Blick des Vesuv

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daphne1962 Avatar

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Nun wurde ja sehr viel Werbung um die Bücher von Elena Ferrante gemacht, auch Dennis Scheck hat es in den höchsten Tönen gelobt. Jetzt konnte ich dann doch nicht mehr vorbei laufen an diesem Buch und habe es mir in Ruhe zu Gemüte geführt.

Anfangs bin ich etwas schwer in die Geschichte hinein gekommen. Die vielen Familien und Namen sich merken erforderte mir einiges ab. Wo führt die Geschichte hin? Es war mir nicht ganz klar und ich dachte, ist es wirklich so gut das Buch? Dennoch hat es einen Sog bei mir erwirkt, auf einmal konnte ich mich nicht mehr entziehen. Wenn dem Leser erst klar wird, wie die Strukturen aufgebaut sind und wie sie funktionieren, wird die Geschichte von Kapitel zu Kapitel spannender.

Es liegt schon alleine daran, das die Erzählerin Lenù den Leser förmlich hineinzieht in das Leben in der Vorstadt Neapels in den 50er Jahren. Sie lässt uns teilhaben am Leben der italienischen Familien, von denen die einen in total ärmlichen Verhältnissen und die anderen vom Geld der Nachbarn leben. Wo Hass und Neid zur Tagesordnung gehören, wo eine Familie besser sein möchte, als die Andere. Aber auch auf so ehrliche Weise schildert die Autorin den Ablauf, der den Leser so einige Male erschüttert.

Da ist vor allem die Familie des Schuhmachers Fernando Cerullu, dem der Stolz über allem geht, seine Tochter Rafaella, genannt Lina, nur von Elena wird sie Lila gerufen. Intelligent, aber auch voller Aggressionen, ein innerer Kampf, den sie ausfechten muss.

Elena (Lenù) gehört zur Familie Greco und ist die Erzählerin. Ihr Vater ist Pförtner in der Stadtverwaltung in Neapel. Nur durch den
unermüdlichen Einsatz der Lehrerin wird es für Lenù möglich die Schule zu besuchen und zu lernen. Was sie schafft, wird Lila für immer verwehrt bleiben, obwohl sie es schaffen könnte.

Prägen werden aber die Familie Solara, Scanno, Serratone, Capuccio, Peluso und vor allem Carracci das Geschehen. Sie geben den Lebensstil der 50er Jahre vor, Männer haben das Sagen und die Frauen müssen gehorchen.

Die Freundschaft der beiden Mädchen ist trotz ihrer Andersartigkeit so unerschütterlich. Anziehung und Abstoßung, Gleichgültigkeit und Interesse, Abhängigkeit und Entfremdung, Überheblichkeit und Unterwerfung, alles beinhaltet es. Während ich hier noch an der Rezension bastel, stecke ich schon mitten im Folgeband und bin froh, es gibt auch noch einen weiteren Band.