Mit Herz zur Grenze

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nähpummelchen Avatar

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Ich folge Nora Imlau schon über viele Jahre auf Instagram und habe auch ihre anderen Bücher gelesen - und greife auch immer wieder gern zu ihren Büchern. Umso mehr habe ich mich gefreut, dieses Buch gewonnen zu haben.
In diesem Buch rollt die das Thema Grenzen wirklich im Urschleim auf, was ich wichtig finde, denn viele Eltern sind sich ihrer Grenzen vielleicht nicht mehr bewusst bzw. sind viele Eltern sicher auch in Familien groß geworden, in denen die Grenzen von Kindern nicht gewahrt wurden und somit hatten diese Menschen auch als Erwachsene oft nicht Gelegenheit oder schlicht nicht gelernt, ihre Grenzen zu erkennen und wahren zu dürfen. Dieses Buch macht Mut, genau das zu erfahren und in sich zu hören und inneren Konflikten auf den Grund gehen zu dürfen, bevor es mit den Kindern laut werden muss - hineinhören, was am Verhalten des Kindes gerade bei mir etwas triggert und welche Grenze für mich hier gerade überschritten oder zu eng berührt wird und sich dieses Innere Bild erst einmal genau anzuschauen, um dann klar seine Grenze anzusprechen zu wahren zu können - im Dialog, in Kooperation mit dem Kind - und nicht im Streit oder gewaltvoll.
Sehr wichtig fand ich das Kapitel 11: Menschen sind verschieden - Grenzen auch. Damit wird noch einmal verdeutlicht - und das kann meiner Meinung nach nicht oft genug betont werden - dass meine Grenze nicht deine Grenze ist und dass dem Kind keine Verhaltensweisen anerzogen müssen, denn jeder Mensch kann für seine eigene Grenzwahrung eintreten und Kinder verstehen das. Sie verstehen, dass bei Mama andere Dinge möglich sind als bei Papa, oder bei den Großeltern, oder bei den Nachbarn oder in der Kita oder in der Schule. Diese Kompetenz dürfen wir unseren Kindern zutrauen und deswegen finde ich dieses Kapitel auch besonders wichtig.
Insgesamt hätte ich mir mehr konkrete Beispiele gewünscht, wie in Kapitel 12, denn ich habe oft das Gefühl, dass Eltern oft so etwas fehlt: Ein Beispiel, an dem man sich selbst einen Impuls für spätere Situationen abschauen kann. Ich hätte mir mehr Fallbeispiele und Beispieldialoge in den einzelnen Kapiteln gewünscht, besonders in denen, wo konkrete Grenzerfahrungen besprochen werden. Oftmals untermalen oder verdeutlichen solche Dialoge das theoretisch Besprochene. Und es gibt den Eltern Worte, die sie mit ihrer eigenen Wirklichkeit abgleichen können und in denen sich Eltern dann wiederfinden können. Außerdem fehlt mir dadurch ein bisschen die Gelegenheit, sich in Situationen hineindenken zu können und im inneren Dialog Situationen zu besprechen - was ja oft einen großen Lernerfolg hat, wenn man den Unterschied erspüren kann, den eine andere Art des Kommunizierens bei einem selbst auslösen kann - was wiederum zu mehr innerer Klarheit zur eigenen Grenze beitragen kann.
Nichtsdestotrotz bin ich begeistert von diesem Buch und wie umfassend es über so viele Aspekte berichtet. Ich als Mama fühle mich dadurch noch besser aufgestellt und auch gesehen.
Noch eine Anmerkung, die mir schon in einigen Büchern des Beltz Verlages aufgefallen ist, ist die fehlende Kommasetzung. Ich bin selbst mit Bleistift durchgegangen und habe ein wenig nachgearbeitet, denn mich stört es im Lesefluss ganz ungemein, wenn Kommata fehlen.