Baby, mein Zuckerstückchen...

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hennie Avatar

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Nach der Leseprobe war ich sehr gespannt auf dieses wenige Seiten umfassende Buch mit der Geschichte über die erste Serienmörderin Amerikas. Wie würde die Autorin das Schicksal Brynhilds weitererzählen? Die Sprache fand ich zunächst sehr ungewöhnlich. Ich nahm an, dass es nur ein vorübergehendes Mittel war, um die Gewaltigkeit der Gefühle nachhaltig auszudrücken. Ein übriges zu meiner Neugierde nach dieser Lektüre tat der dramatisch verfasste Klappentext, der mich einen interessanten, nach realen Geschehnissen gestalteten Roman erwarten ließ. Das alles klang nach einer außergewöhnlichen literarischen Vorlage für eine spannende Geschichte.

Zum Glück für mich, ist der Roman nicht lang. Er umfasst nur 184 Textseiten, die es aber in sich haben. Es zog sich für mich. Ein Lesefluss kam nicht zustande.
Nach eigenen Aussagen der Schriftstellerin soll der Roman eine literarische Fantasie, inspiriert von tatsächlichen Ereignissen, sein. Ich sage, dass die literarische Fantasie in starker Übertreibung überwiegt. Sie verbirgt die wirklichen Begebenheiten. Informationen zur Realität holte ich mir bei Wikipedia und und las über die Norwegerin Brynhild Størset (geb. 1859), die später in Amerika als Bella/Belle Sorenson/Gunness in Erscheinung trat und als mehrfache Mörderin traurige Berühmtheit erlangte. Darum ging ich wahrscheinlich davon aus, das mich eine spannende Story erwartet, ein True Crime - Roman. Stattdessen wartete die norwegische Autorin Victoria Kielland mit einem Schreibstil auf, den ich zunächst als poetisch überhöht und interessant bei den heftigen Erlebnissen der jungen Brynhild auf dem Bauernhof in ihrer Heimat empfand. Doch es ging so weiter und ich hatte Mühe hinter reihenweise merkwürdigen Metaphern/Wortkombinationen, bombastischen, schwülstigen Vergleichen, die oft die Geschehnisse bis zur Unkenntlichkeit verzerrten, der wahren Geschichte zu folgen. Dazu kommt für mich eine bizarre, teils antiquierte Ausdrucksweise, nichts wurde für mich dadurch klarer. Im Gegenteil, ich fand viele Formulierungen schwammig und verschwurbelt. Der Sinn erschloss sich mir bei vielen der Satzungetüme nicht. Oft erschien mir einiges widersprüchlich. Ich habe es nicht verstanden!

Warum der Roman so gehypt wird, kann ich leider nicht nachvollziehen.

Fazit:
Trotz der Kürze des Textes brauchte ich viel Lesezeit. Die Lektüre fand ich sehr anstrengend und abgehoben. Es war nichts für mich, aber vielleicht für LeserInnen, die Kiellands sprachliche Stilmittel, ihre "kiellandesken Sätze" (Original nach der Jury des Stig Sæterbakken Memorial Award) gut finden.

Ich bewerte mit zwei von fünf Sternen!