In den Falten weilen

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constanze_pachner Avatar

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"Was macht eine Frau zur Mörderin und wie erzählt man davon? Brynhild ist gerade erst siebzehn, als sie sich mit jeder Faser ihres Körpers verliebt und unvorstellbare Gewalt erfährt. Sie flieht von Norwegen in die USA, will dort neu beginnen, doch in ihrem Inneren wütet ein unerbittliches Feuer."(Klappentext)

Tatsächlich ist der Sprachstil, die Satzkonstruktionen und das düster blumige Spiel mit den Worten von #victoriakielland in ihrem Roman #meinemänner
weit weg vom Mainstream und in seiner Gänze absolut ansprechend. Die Autorin erzählt ganz ohne Scheu, betrachtet die Krümel, die sich zwischen die Falten eines Menschen drängen und ignoriert die Wattepads, die die Geheimnisse verwischen wollen. Mit sinnlicher Kraft dringt sie tief in das Innenleben der ersten amerikanischen Serienmörderin ein, und dennoch suchte ich in der Geschichte die Seele, die einen alles um sich herum vergessen lässt. Sie blieb einfach vor mir stehen, lächelte mich an, tänzelte um mich herum, grinste manchmal hämisch, fletschte die Zähne, versuchte mich zu berühren, aber schob sich einfach nicht unter meine Hautfasern, sondern legte sich wie ein neutrales Hemd über meinen kühl bleibenden Oberkörper. Ich hatte Lesepassagen erwartet, die die Blutbahnen erhitzen, sie zu einem quellenden Pochen bringen und gleichzeitig die Poren schaudernd zu kleinen Hügeln werden lassen. Dies alles blieb aus, schade! Aber vielleicht waren daran einfach nur meine vermaledeiten Erwartungen Schuld, denen ich manchmal auch zum Opfer falle.
Hin- und hergerissen bleibe ich zurück und möchte diese Rezension mit zwei >kielandesken Sätzen< beenden, die zeigen, welch außergewöhnlich geheimnisvolle literarische Wucht aus der Autorin fließt - unaufhaltsam wie ein überschwappender Fluss, nur dass ich mir hier keine Sandsäcke wünsche, die diesen Sog stoppen würden.

"Wie ein Tintentropfen in einem Wasserglas tat sich die Dunkelheit auf, verteilte sich lautlos und füllte sie bis an den Rand des Augenlids, bis kein Gedanke mehr übrig war. (...) Weinen füllte jeden Spalt, Schweigen weilte in jeder Falte." (S.30/31)

Lieben Dank an @vorablesen und @tropenverlag für das #rezensionsexemplar