Erinnerung, Herkunft und die Sehnsucht nach Versöhnung

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Das Buch „Meine Mutter“ hat mich tief berührt. Bettina Flitner erzählt die Geschichte ihrer Mutter mit grosser Offenheit und emotionaler Tiefe. Es ist kein klassischer Roman, sondern eine literarische Spurensuche – persönlich, historisch und psychologisch.

Der Schreibstil ist klar, präzise und zugleich poetisch. Flitner gelingt es, komplexe Gefühle und schwierige Themen wie Suizid, familiäre Entfremdung und Kriegstraumata feinfühlig und ohne Pathos zu schildern. Besonders beeindruckt hat mich die ruhige, fast zärtliche Tonlage, mit der sie sich ihrer Mutter nähert – nie anklagend, sondern suchend und reflektierend.

Die Figuren, allen voran die Mutter, erscheinen vielschichtig und authentisch. Durch Tagebücher, Briefe und Erinnerungen entsteht ein lebendiges Bild einer Frau, die zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und persönlichen Abgründen gefangen war. Auch die Nebenfiguren – Grosseltern, Schwester, Vorfahren – tragen zur Tiefe der Familiengeschichte bei.

Obwohl das Buch keine leichte Kost ist, war es unterhaltsam im besten Sinne: Es hat mich zum Nachdenken gebracht, bewegt und lange nach der Lektüre beschäftigt. Es ist ein stilles, aber kraftvolles Werk über Erinnerung, Herkunft und die Sehnsucht nach Versöhnung.