Fesselnde Familiengeschichte

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leserattesk Avatar

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Was für ein Buch!
Ich habe es nahezu in einem Rutsch durchgelesen.
Bettina und ihre Schwester studierten; als sich ihre Mutter das Leben
nahm. Als Kinder haben sie die Depressionen und Stimmungsschwankungen
ihrer Mutter miterlebt.

Als Bettina zu einer Lesung nach Celle kommt, wo sie ihre Kindheit
verbracht hat, möchte sie der Familiengeschichte auf den Grund gehen.
Mit Tagebüchern und vielen Fragen im Gepäck, macht sie sich auf den Weg nach Wölfelsgrund am Rande des Riesengebirges
Ihre Mutter und deren Vorfahren stammen aus Schlesien, wo der Ur-Großvater
ein Sanatorium gründete und auch ihr Großvater als Arzt gearbeitet hat.

Das Sanatorium ist sehr heruntergekommen. Bettina mietet sich
dort im ehemaligen Doktorhaus ein. Die düstere und herbstliche Stimmung in dem Sanatorium ist sehr gut beschrieben.
Der Suizid der Urgroßeltern, die sich in ihrem Schlafzimmer umgebracht haben, das dann später das Kinderzimmer ihrer Mutter wird, macht nachdenklich. Warum haben die Großeltern dieses große Zimmer ihrer Tochter als Kinderzimmer angedacht? Nur weil diese nichts von dem Tod der beiden wusste? Und Bettina Flitner schreibt weiter, dass der Suizid der Urgroßeltern der Beginn einer Reihe von Suiziden in ihrer Familie sein sollte.

Bettina Flitner lässt die Geschichte und Geschichten ihrer Vorfahren und ihrer Mutter lebendig werden. Sie erzählt von der Kindheit ihrer Mutter, die als kleines Mädchen bis zur Vertreibung in den Räumen mit Geschwistern und Cousins herumspringen und scheinbar ein unbeschwertes Leben führen.

Ein Buch über das man auch nach dem Lesen noch nachdenkt.
Flitners Schreibstil ist schnörkellos und klar und das macht das Buch fesselnd.