Leider nicht so großartig wie der Vorgänger!

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MEINE MUTTER
Bettina Flitner
ET: 04.09.2025

Gila, die Mutter der Autorin, hat vor 40 Jahren Suizid begangen. Sie war nicht die Erste in ihrer Familie, die den Freitod wählte, und leider auch nicht die Letzte.
Bettina Flitner begibt sich auf Spurensuche und reist nach Schlesien, wo ihre Familie einst ein großes Sanatorium eröffnete. Die gute Luft zog Menschen aus nah und fern an – meist wohlhabend und gut situiert. Anfangs blickten die einfachen Dorfbewohner skeptisch auf die reichen Kranken, doch am Ende profitierten sie: Sie erhielten kostenlose Behandlungen und Arbeitsplätze für ihre Söhne und Töchter.

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zerbrach dieser Aufstieg. Die Familie verlor ihr Hab und Gut und musste nach Celle fliehen. Doch auch dort stellte sich für Gila kein dauerhaftes Glück ein. Ihr Ehemann, Bettinas Vater, lebte neben der Ehe weitere Beziehungen, Gila versank in Depressionen, und nur selten erlebte sie kleine Momente der Freude.

Flitner erzählt diese Familiengeschichte auf Grundlage von Briefen, Tagebüchern und Erinnerungen ihres Großvaters und ihrer Tante. Das Buch "Meine Schwester" hatte mich im letzten Jahr begeistert und sehr berührt und war für mich ein Lese-Highlight. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an dieses neue Buch.

Leider bleibt es hinter dem Vorgänger zurück. Stellenweise konnte es mich fesseln, aber nicht durchgehend. Auch wenn es erschütternde Szenen gibt, bleibt die Erzählung eher oberflächlich. Flitner schreibt, dass sie zu ihrer Mutter nur ein distanziertes Verhältnis hatte und genau das konnte ich beim Lesen spüren.

Fazit:
Eine traurige Familiengeschichte, ohne Frage, doch leider bleibt das Buch hinter meinen Erwartungen zurück. Trotzdem wünsche ich Bettina Flitner eine große Leserschaft und freue mich auf ein weiteres Buch von ihr – gern etwas ganz anderes.
3½/5