Spurensuche

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manjula Avatar

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In „Meine Mutter“ geht die Emma-Fotografin Bettina Flitner in Form eines autobiografischen, in Teilen autofiktionalen Familienromans dem Suizid ihrer Mutter und der damit verbundenen Geschichte einer Familie, in der es eine Häufung von Suiziden gibt, nach - im Hintergrund die Frage, ob der erste Suizid in dieser Familie zugleich eine Tür öffnete, Suizide als Konfliktlösungsmethode zu sehen.
Flitner begibt sich dafür auf eine persönliche Spurensuche in die familiären und historischen Wurzeln. Die Reise führt sie ins heutige Polen, in jene Region, wo ihre Familie einst ein Sanatorium betrieb und wo Flucht und Verlust im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg prägende Spuren hinterlassen haben. Sie schildert sozialen Absturz und Wiederaufstieg. Flitner rekonstruiert aus Tagebuchauszügen, Briefen und Erinnerungen ein Bild familiärer Brüche, das zugleich die gesellschaftlichen Umstände reflektiert. Dabei erzählt sie nüchtern, auch über sich und ihren Umgang mit dieser Familiengeschichte. Interessant, aber zugleich in Teilen leider auch langatmig, ist ihre Schilderung, wie sie im heutigen Międzygórze den Spuren ihrer Familie nachgeht. Insgesamt ein vielschichtiges, lesenswertes Buch und ich nehme mir als nächstes das zuerst erschienene „Meine Schwester“ vor.