Spurensuche
Bettina Flitner taucht in ihrem Buch "Meine Mutter" tief in die Geschichte ihrer Familie mütterlicherseits ein. Den Anlass dazu gibt ein beruflicher Termin in ihrer Heimatstadt Celle, wo sie sich zuletzt 40 Jahre zuvor aufgehalten hat, nämlich zum Begräbnis ihrer Mutter nach deren Selbstmord. Ohne es wirklich geplant zu haben, begibt sie sich auf familiäre Spurensuche und reist dafür bis in den Geburtsort ihrer Mutter, der im heutigen Tschechien liegt. Flitners Schreibstil ist sehr nüchtern und distanziert. Das mutet zunächst seltsam an, geht es doch schließlich um ihre Familiengeschichte und v.a. um ihre Mutter. Aber je mehr man als Leser in diese Geschichte eintaucht, desto verständlicher wird einem, dass sie genau in dieser sachlichen Weise erzählt werden muss. Nur so lassen sich derartige Erlebnisse, wie der Suizid der eigenen Mutter, der Schwester und noch einiger weiterer Familienmitglieder überhaupt aushalten und verarbeiten. Mir hat Bettina Flitners Roman sehr gut gefallen, die Schilderungen über die Kindheit ihrer Mutter während des Zweiten Weltkriegs fand ich besonders eindrücklich. Dieses Buch wird bei mir noch lange nachwirken.