Vergangenheitsbewältigung

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Mit diesem sehr persönlichen Werk „Meine Mutter“ nimmt die Autorin Bettina Flitner ihre dramatische Familiengeschichte wieder auf, die sie in ihrem vorherigen Buch „Meine Schwester“ begonnen hat zu erzählen. Nun ist es nicht ihre Schwester, sondern ihre Mutter, die in den Mittelpunkt der Geschichte rückt. Bettina Flitner begibt sich auf eine Spurensuchen in die Vergangenheit und ergründet die Wurzeln, der sich immer wiederholenden Suizide über die Generationen in ihrer Familie. Sie reist ins damalige Niederschlesien, heutiges Polen und trifft dort auf ein junges Mädchen, das später mal ihre Mutter wird. Dieser Teil des Buches ist sehr dicht und mit vielen Personen rund um die Familie, Freunde und Nachbarn gefüllt. Leider hat mich das überfordert und zunehmend verwirrt. Die vielen Einzelheiten haben mich beim Lesen fast erdrückt und so bin ich teilweise auch ausgestiegen. Für mein Empfinden hätte sich die Autorin hier auf die wichtigsten Personen und Geschehnisse beschränken können. Das letzte Drittel des Buches hat mich dann jedoch wieder etwas mehr gepackt und den Bogen zur Kernfamilie der Flitners gespannt, in der sich Mutter und Schwester für den Suzid entschieden haben. Zum Ende erleben wir Mutter und Tochter gemeinsam und bekommen ein Gefühl, was diese Beziehung belastet und erschwert hat. Es bleibt eine sehr bedrückende und ehrliche autobiografische Geschichte aus dem Leben. In der Bettina Flitner versöhnlich zu ihrer Mutter zurückfindet und die Vergangenheitsbewältigung mit uns als Leser teilt. Für mich war „Meine Schwester“ aber das überzeugendere Buch von der Autorin.
Auch nach dem Lesen bleibt mir eine Schwere und die Frage: Wie verkraftet man einen zweifachen Schicksalsschlag in der engsten Familie ohne selbst zugrunde zu gehen?