Familienlexikon auf italienisch...

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Daria Bignardi ist eine Frau, die mitten im Leben steht: Mitte vierzig, verheiratet, zwei Kinder, eine der erfolgreichsten Fernsehjournalistinnen Italiens. Im Sommer 2007 stirbt plötzlich ihre Mutter. Daria kommt zu spät ans Sterbebett. Und ihr wird klar, dass kein Mensch auf der Welt ihr jemals wieder eine solch bedingungslose Liebe entgegenbringen wird wie ihre eigene Mutter.
Ausgelöst durch den Tod von Giannarosa erinnert Daria sich an ihr ganz persönliches "Familienlexikon", diesen so besonderen Code aus Worten und Gesten, der jede Familie einmalig macht. Sie erzählt die Geschichte einer ganz normalen und doch so einzigartigen Familie und von all den Kleinigkeiten, die eine Familie zu dem machen, was sie ist...

Um mit ihren Emotionen fertig zu werden nach dem Tod der Mutter, beginnt Daria Bignardi zu schreiben. Zu ihrer Überraschung stößt dies auf allgemeines Interesse, und so entschließt sie sich, ein Buch herauszubringen, das sie und das Verhältnis zu ihren Eltern, auch im Kreise der großläufigen Familie, zum Inhalt hat.
Mit einem liebevollen Blick schaut die Autorin auf die Vergangenheit mit ihren Eltern zurück. Auch wenn nicht immer alles einfach war, was sie gar nicht verschweigt, ist eine Erkenntnis überwiegend: "In all dem emotionalen Chaos herrschte dennoch Wärme, und es gab keinen einzigen Tag mit meinen Eltern, an dem ich diese nicht gespürt hätte." (S. 177)

Was als Erinnerung an ihre Eltern beginnt, wächst sich in diesem Buch von Daria Bignardi bald zu einer ausgewachsenen Schilderung ihres weit verzweigten Familienstammbaums aus. Kleine Fetzen der Erinnerung an vergangene Szenen und verschiedenste Personen, oftmals nicht eigene sondern zusammengetragene und überlieferte, bilden den Wirbel, der den Nichteingeweihten zuweilen überfordert. Zumal fast alle Personen mit Nonno, Nonna, Zio, Zia bezeichnet werden und die Verwirrung dadurch noch größer wird.
Erst als ich beschloss, dass einzelne Namen und Verwandtschaftsgrade für das Lesen der Begebenheiten im Grunde von keiner großen Bedeutung sind, konnte ich mich wieder mehr auf das Buch selbst einlassen. Insgesamt ein Stück collagenhafter Erinnerungsarbeit, an dem der Leser da teilhaben darf.

Der Schreibstil selbst ist angenehm, allein der oft sprunghafte und häufige Szenenwechsel ließen bei mir keine echte Bindung an das Buch zu.
Berührt war ich weniger, doch schmunzeln musste ich einige Male. So z.B. bei der Szene: "Mein Bruder Micione schlief auf dem Fernseher. Ab und zu rutschte sein Schwanz über den Bildschirm hinab und Mama und Donatella riefen abwechselnd: "Micione, der Schwanz!", woraufhin er ihn wieder hochzog." (S. 19) Wer aber wissen will, was es damit auf sich hatte, muss wohl doch das Buch selbst lesen...

Insgesamt ein friedvolles Buch, nicht kitschig aber für mich insgesamt zu sprunghaft. Geschrieben wie das Foto im Einband wirkt: idyllisches Familienchaos mit zu vielen Personen, um wirklich noch einen Überblick zu behalten.