Italienische Familiengeschichte

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Italiener sind sehr familienverbunden und haben dazu meist sehr große und weitverzweigte Familien. Auch Daria Bignardis Familie, die sie in ihrem ersten Buch liebevoll portraitiert, bildet da keine Ausnahme.

Anlass für das Buch war der Tod ihrer Mutter Giannarosa, dessen Leben sie in diesem Buch nachzeichnet. Von deren Kindheit an, über die ersten Liebeleien, das Literaturstudium, die Heirat mit Ludovico (Darias Vater) und ihr Leben mit ihrer Familie und später, nach dem Tode ihres Mannes, als Witwe. Alles erfährt man aus der Sichtweise der Tochter, die zwar durchaus hart und mit entwaffnender Ehrlichkeit mit ihrer Mutter ins Gericht geht und sich nicht scheut deren kleine und große Schwächen darzulegen, die dabei aber in jeder Zeile deutlich macht, wie viel ihr die Mutter bedeutet hat, abseits von allen Streitereien. Als Leser erhält man Einblick in ein Leben, dass, obwohl nicht durch großartige Auffälligkeiten geprägt, ein beeindruckendes Zeugnis von Familienleben und Zusammenhalt bietet. Über allem schwebt eine leichte Melancholie, da man sich immer darüber bewusst ist, dass diese Zeiten, die beschrieben werden, endgültig vergangen sind. Daria Bignardi hat sich mit dem Leben ihrer Mutter auseinandergesetzt und sich einiges von der Seele geschrieben. Dabei folgen die Erinnerungen, die sie liefert, scheinbar keinem roten Faden, denn sie springt von einer Begebenheit zur nächsten, als ob die Erinnerungen nach und nach aufblitzen würden, wenn man ein Album oder ähnliches betrachtet. Dies macht das Lesen zeitweise etwas langwierig, macht den Roman insgesamt aber lebendig und authentisch und am Ende steht wirklich ein nahezu lückenloses Bild der Verstorbenen. Einziger Wehmutstropfen für den Leser besteht in der Fülle der italienischen Familienmitglieder, deren Namen sich zeitweise auch sehr ähneln, sodass man leicht den Überblick verliert und an manchen Stellen nachblättern muss, welcher Nonno, welche Nonna oder Zia denn gerade gemeint ist; ein Stammbaum wäre dabei hilfreich gewesen. Komplettiert wird das ganze durch Fotos, die ganz zuforderst im Buch abgebildet sind und dem Leser die beschriebene Familie näher bringen.

Ein liebevoll geschriebenes Portrait einer Familie, das durchaus zu empfehlen ist und zeigt: In allen Familien, egal wo auf der Welt, gibt es Probleme und Unstimmigkeiten aber am Ende steht doch eines über allem: die Liebe.