Ein echter Suter!

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gudrun_4 Avatar

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Das ist wieder ein echter Suter! Schräg, einfallsreich, ausgefallen, fast unglaublich - dabei locker und anschaulich erzählt. Da wird es zweitrangig, ob ein Charakter wie Peter Stotz (Jahrgang 1938, unermeßlich reich) ein reales Vorbild haben könnte, ob eine so abstruse Geschichte wie das spurlose Verschwinden von Melody, seiner jungen Verlobten, vorstellbar ist. Spannend und geheimnisvoll ist die von Stotz erzählte Liebesgeschichte.
Der Leser genießt sie, ist genauso gespannt auf jede Fortsetzung wie Tom, der den Nachlass von Peter Stotz sichten und wichten soll. Alles, was im Nachhinein ein schlechtes Licht auf Stotz werfen könnte, soll dem Reißwolf anheimfallen.
Ist das Geschichtsfälschung? “Geschichte wurde seit jeher gewichtet" und “Nicht die ganze Wahrheit sagen ist nicht gelogen”, so Stotz.
Tom ist auf seinen Job bei Stotz aus finanziellen Gründen angewiesen, doch hätte er andernfalls moralische Bedenken gehabt?
Was mich als Leser bewegt, sind mehrere Fragen: Ist tatsächlich alles mit viel Geld käuflich?
Verdirbt viel Geld automatisch den Charakter?
Ist es unmoralisch, Geschichten zu erfinden, die das eigene Image aufhübschen, prinzipiell aber niemandem schaden?
Ist es immer wichtig, die Wahrheit zu erfahren?
Das Buch gibt viele Denkanstöße, aber keine allgemeingültigen Antworten, der Leser selbst ist gefordert.
Dazu noch ein Zitat: “Es geht ja letztlich immer um die Frage: Will man sich das Leben nach dem einrichten, was man glaubt, oder will man das, was man glaubt, nach dem einrichten, wie man lebt?”
Mir hat der Roman mit seinem verblüffenden Ende sehr gut gefallen, obwohl keine wirklich existenziellen Probleme gewälzt wurden. Beste Unterhaltung!