Ein typischer Suter?

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riedenadine Avatar

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Ich muss gestehen, dass ich vor Melody noch kein einziges Buch von Martin Suter gelesen hatte (und dass, obwohl ich die meisten seiner Werke vom Titel her kenne).
Als ich von dem neuen Buch erfuhr, wollte ich das ändern, und der vielversprechende Klappentext hat mich sofort überzeugt: Mit diesem Buch würde ich den Sprung ins Suterversum wagen.

Ich muss auch gestehen, dass ich mir die Bücher von Martin Suter in etwa immer so vorgestellt habe, wie ich Melody dann letztlich empfand: etwas distanziert und elitär daherkommend. Das trifft für mich auch auf die Charaktere zu. Auf mich wirkten sie unnahbar und nach den mehr als 300 Seiten immer noch fremd.

Was mir im Nachhinein bildhaft im Gedächtnis blieb, ist das Essen (die eingenommenen Mahlzeiten werden detailreich beschrieben) und der meiner Meinung nach übertrieben hohe Alkoholkonsum. Die eigentlich interessante Handlung – das mysteriöse Verschwinden von Melody – wirkte mehr wie eine vor sich hin plätschernde Nebengeschichte. Erst ab der zweiten Hälfte des Buchs nahm dieser Teil etwas an Fahrt auf, allerdings mit angezogener Handbremse. Die Handlung wirkte zusammengestückelt, ohne am Ende ein rundes Ganzes zu ergeben.

Ich kann die Begeisterung der anderen Stimmen hier also nicht ganz teilen und das ist ja auch okay so. Geschmäcker sind verschieden. Ich empfinde das Buch auch keineswegs als schlecht, ich hatte mir nur mehr erhofft.

Mein Fazit: ein Roman zum Weglesen – und weglegen. Eine Geschichte, die sich gut liest, der es mir persönlich aber an Emotionen und Nähe zu den Figuren fehlt. Dafür wartet sie mit der ein oder anderen Überraschung auf, die mir am Ende doch auch ein Gefühl dafür gegeben hat, was Fans des Schriftstellers mit „typisch Suter“ meinen könnten.